© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/04 16. April 2004

Lebensentwürfe
Kino II: "Die Herzen der Männer" von M. Esposito
Siegfried Übach

Zielgruppenorientiert beschreiben Kinofilme mehrheitlich Probleme der Altersklasse der 18- bis 35jährigen. Jugendspäße unter Schulkameraden, das "erste Mal", die große Liebe, Mißgeschicke im WG-Leben oder die Gründung einer Familie - dies sind die Themen, die das Kino abseits der reinen Genrefilme gerne zeigt. Nur selten widmen sich Spielfilme den Problemen älterer oder zumindest langsam älter werdender Menschen. Regisseur Marc Esposito hat sich nun an einen Film über Männer seiner Altersgruppe, also zwischen 45 und 55 Jahren, herangewagt.

"Die Herzen der Männer" beschreibt das Leben und Lieben von vier Freunden, Männern um die 50 Jahre. Immer wieder treffen sich Jeff (Gerard Darmon), Alex (Marc Lavoine), Antoine (Bernard Campan) und Manu (Jean-Pierre Darroussin), die sich seit ihrer Jugend in einer Pariser Vorstadt-Fußballmannschaft kennen, um über ihre Sorgen zu diskutieren, zu lachen und eine ausgesprochen männliche Art der Alltagsbewältigung zu pflegen. Zwei von ihnen leiten eine Gruppe gut laufender Sportzeitungen, einer ist Sportlehrer an einem Gymnasium, und der vierte besitzt ein Feinkostgeschäft. Jeder hat seine beruflichen Ziele erreicht.

Esposito beschreibt vier ganz unterschiedliche Lebensentwürfe und Formen der Problemlösung. Der eine kümmert sich nach dem Tod seines Vaters um die vereinsamte Mutter und bandelt außerdem mit einer einsamen, etwas verschrobenen 35jährigen an. Der andere kann den einmaligen Seitensprung seiner Ehefrau überhaupt nicht verwinden. Ein Dritter geht selber ständig fremd, während seine eifersüchtige Ehefrau Todesdrohungen ausstößt. Und zu guter letzt ist da noch einer, der sich entschließt, mit seiner jungen und bildhübschen Freundin einfach auszusteigen, um auf dem Land eine Familie zu gründen, bevor es ganz zu spät ist.

Der Reigen dreht sich ums Betrogenwerden und den Selbstbetrug, um das Zusammenkommen und -leben, um alte Beziehungen und neue Eroberungen, um Schmerz und Glück und um die Versicherung der eigenen Potenz. Ständig kreisen die Gespräche um Frauen und Fußball, wie überhaupt "Die Herzen der Männer" kein Film ist, der über die Erzählkraft der Bilder funktioniert. Der Schlüssel zum Verständnis des Geschehens liegt einzig im Zuhören der Gespräche und Diskussionen. Deren fließende Inszenierung, das leichte Spiel der Darsteller und deren charmante, romanische Art, mit Sorgen umzugehen, geben diesem kleinen, völlig unspektakulären Film ein ausgesprochen französisches Flair.


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