© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/04 23. April 2004

Frisch gepresst

Nationsbildung. Die "Kölner Schule" der Nationalismusforschung unter ihrem inzwischen emeritierten Spiritus rector, Otto Dann, liefert seit einem Vierteljahrhundert solide sozialhistorische Studien zum Phänomen der "kollektiven Identität". Den "Knüller" in diesem Metier, den weltweit beachteten "Paradigmenwechsel" in der Nationalismustheorie landeten jedoch nicht Dann und die Seinen, sondern der angelsächsische Politologe Benedict Anderson mit seiner These über die "Erfindung der Nation" (JF 7/04). Die Dann-Schule hat sich davon nie anfechten lassen, beackert das von ihr bestellte Feld in überlieferter Weise und versucht, immer neues Terrain unter den erprobten Pflug zu bekommen. Der jüngste von Dann mitherausgegebene Sammelband zu "Patriotismus und Nationsbildung am Ende des heiligen Römischen Reiches" (SH Verlag, Köln 2004, 411 Seiten, 44,80 Euro) verlegt den Untersuchungszeitraum weit zurück hinter 1789, das Geburtsjahr des modernen Nationalismus. Fast als Beitrag zur EU-Erweiterung läßt sich zudem verstehen, daß dabei neben Regionen wie der Schweiz oder den Niederlanden auch Böhmen oder die Slowakei miteinbezogen werden. Die einfache Kinderbuch-Frage hingegen, "Wie funktioniert das?", nämlich die Entstehung kollektiver Identität, findet in keinem Beitrag eine befriedigende Antwort.

Gold. Der Rücktritt des Bundesbankpräsidenten Ernst Welteke richtete die Aufmerksamkeit neben den üblichen "Bimbes"-Geschichten auch auf seine störrische Verweigerung auf den Zuruf aus Hans Eichels Ministerium, dessen Haushaltslöcher aus den Bundesbank-Goldreserven zu stopfen. In dem Schweizer Privatbankier Ferdinand Lips hätte Welteke bei dieser Verhinderung des "Verscherbeln des Tafelsilbers" einen vehementen Fürsprecher gehabt. In seinem "Blick hinter die Kulissen" beschwört Lips die Krisenfestigkeit "des Barometers, das man beseitigen will", und das obwohl der "unmittelbar bevorstehende Zusammenbruch der Weltwirtschaft" das Gold zu einer letzten Wertbastion werden ließe. Hinter der Diskreditierung dieses Investments, das "zwar ein Preisrisiko, aber kein Bonitätsrisiko" berge, wittert Lips eine gezielte Interessenpolitik von US-Großbanken, die seit über dreißig Jahren den Goldpreis drücken, um gleichzeitig möglichst viel des Edelmetalls zu sichern (Die Goldverschwörung. Kopp Verlag, Rottenburg 2003, 382 Seiten, gebunden, 19,90 Euro).


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