© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/04 14. Mai 2004

Nicht demokratiefähig
68er-Revolte: Anklage gegen das liberale Bürgertum
Thorsten Thaler

In einer ungewöhnlich scharfen Polemik hat der Berliner Soziologie-Professor Alexander Schuller das liberale Bürgertum angegriffen, das der gesellschaftsverändernden 68er-Revolte das Umfeld bereitet hat. Dieses Milieu werde bis heute in seiner logistischen wie legitimatorischen Bedeutung unterschätzt. Es habe den Achtundsechzigern den Rücken freigehalten und ihnen den politischen und kriminellen Handlungsraum gesichert, schreibt Schuller in einem Essay für die letzte Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Beispielhaft nennt er die Professoren Walter Jens, Jacques Taubes und Johannes Agnoli, den Theologen Helmut Gollwitzer, Günter Grass, den Berliner Bürgermeister Heinrich Albertz sowie die ehemalige Herausgeberin der Zeit, Gräfin Dönhoff. Die Dönhoffs und Gollwitzers dokumentierten "das Versagen des liberalen deutschen Bürgertums", so Schuller. "Sie dokumentieren die Unfähigkeit, zwischen Recht und Unrecht, zwischen Sinn und Unsinn, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Sie sind nicht diskurs-, sie sind nicht demokratiefähig


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