© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/04 21. Mai 2004

Hoffnungsvolle Jugend
von Jörg Fischer

Wenn ein privater Investor eine Strecke baut, heißt das automatisch auch Pkw-Maut", hatte Verkehrsminister Manfred Stolpe am Wochenende in der Passauer Neuen Presse erklärt. "Diese zusätzlichen finanziellen Mittel werden gebraucht. Das nächste Jahr wird schlimm, 2006 wird bitter", so der SPD-Politiker. Und da war sie wieder - die Maut-Diskussion, die seit der Blamage des Konsortiums Toll Collect aufgeschoben schien. "Wir haben bereits längst so etwas wie eine Pkw-Maut, nur heißt sie bei uns Mineralölsteuer und Ökosteuer", wunderte sich der grüne Verkehrsexperte Albert Schmidt.

Recht hat er: Fast 70 Prozent des Benzinpreises gehen an den Fiskus - und je höher der Ölpreis, desto höher sind auch die Mehrwertsteuereinnahmen des Finanzministers. Stolpes Etat fehlen 2004 die knapp zwei Milliarden Euro aus der gescheiterten Lkw-Maut. Doch statt den Toll-Collect-Dilettanten endgültig zu kündigen, knickte die Bundesregierung vor Daimler-Chrysler und der Telekom ein und gewährte wiederum eine neue Chance - mit ungewissem Ausgang. Daß es auch ohne teure, störanfällige US-Satellitentechnik gehen könnte, haben Helge Stobrawe, André Kreis und Tim Gosche vorgemacht. Die Bremer Gymnasiasten haben anläßlich des Bundeswettbewerbs "Jugend forscht" ein System entwickelt, das die Maut mittels der simplen PC-Technik Wireless-LAN abrechnen kann. Der Technologiestandort Deutschland scheint noch nicht verloren - und das obwohl ein "Jugend forscht"-Sieger gerade mal mit 1.500 Euro prämiert wird.


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