© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/04 21. Mai 2004

Meldungen

Unendliche Geschichte: EU-Verfassungsdebatte

MÜNCHEN. "Wo kein Staat, da keine Verfassung, wo kein Staatsvolk, da kein Staat." In eine so knappe Formel fassen Hans-Jürgen Papier und Johannes Möller die Position der deutschen Rechtswissenschaft zum politischen Dauerbrenner "europäische Verfassung" (Politische Studien Nr. 394, 04). Doch machen beide zugleich deutlich, daß das Thema damit nicht erledigt ist - auch nicht nach dem Scheitern des jüngsten Verfassungsentwurfs, der polnischem Widerstand zum Opfer fiel. Ein Weitertreiben des Prozesses sei trotzdem sinnvoll, selbst wenn die Deutschen über eine "europäische Verfassung" nicht in einer Volksabstimmung entscheiden dürfen. Zwar bringe nicht einmal die Kodifizierung neues, doch ganz überflüssig werde die EU-Verfassung schon deshalb nicht sein, weil sie, wie Papier und Möller mehr hoffen als begründen, die Rechtssicherheit verstärke, die Rechtsdurchsetzung erleichtere und zur "Integration der Bürger" beitrage.

 

Kieler Historikertag: Über Räume reden

KIEL. Der 45. Deutsche Historikertag findet in diesem Jahr vom 14. bis 17. September in Kiel statt. Vorab verschickt das von Historikern der Christian-Albrechts-Universität geleitete Organisationsbüro kostenlos ein Programmheft (Historisches Seminar, Leibnizstr. 8, 24118 Kiel, Tel. 0431 8804038/ Fax 8801524 oder E-Post: organisation@historikertag2004kiel.de ). Unter dem Motto "Kommunikation und Raum" bieten fast hundert Referenten ihre Vorträge an. Zeitlich geht es dabei weit zurück in die Spätantike und ins Mittelalter, räumlich in fernste Regionen. Das Kieler Umfeld, der "Ostseeraum" bis ins Baltikum hinein, findet insbesondere in einigen zeitgeschichtlich interessanten Referaten Beachtung. So kündigt Karl Schlögel in der Sektion "Europas Osten in der Wahrnehmung der Deutschen" einen Beitrag über den Erfolgsautor Erich Edwin Dwinger und dessen "Ostkomplex" an, und Gerd Koenen, Chronist des kommunistischen Totalitarismus, stellt "den Osten" als "apokalyptischen Raum in und nach dem Ersten Weltkrieg" vor, während der mit einer recht umstrittenen Geschichte Breslaus jüngst hervorgetretene, nun in den USA lehrende Gregor Thum über "Mythische Landschaften. Das Bild vom 'Deutschen Osten'" neue Einsichten in die politische Mentalitätsgeschichte vermitteln möchte.


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