© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/04 04. Juni 2004

Meldungen

Kontroversen über den Genozid an Armeniern

SEELZE. Ein Völkermord muß nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden, möglichst weit entfernt von den Bühnen europäischen Erinnerungskultur, und schon bestehen für die Täter und ihre Nachkommen gute Aussichten, das "Vorkommnis" glaubhaft als Phantasma verkaufen zu können. Als Musterbeispiel solcher Geschichtsentsorgung gilt der Umgang, den die Türkei seit neunzig Jahren mit dem Völkermord an den Armeniern vorführt. Boris Barth, der sich in einem Aufsatz für Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (Heft 5-6/04) eingehend mit dem Status der Armenier im osmanischen Reich und der Nationalitätenpolitik der Pforte bis zur jungtürkischen Revolution (1908/09) beschäftigt und dann bei der Darstellung der türkischen Mordaktionen auch einen deutschen Schuldanteil konstatiert, weist dabei jüngere angelsächsische Versuche zurück, den deutschen Bündnispartner Konstantinopels zum Hauptverantwortlichen zu stempeln. Nicht zu bestreiten sei jedoch, daß sich in Deutschland nach 1918 jene Kräfte durchsetzten, die eine nachhaltige Aufarbeitung des Genozids verhinderten.

 

Studien zur jüngeren Geschichte Pommerns

KIEL. Die Baltischen Studien, das Organ der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, erscheinen statt im renommierten Marburger Elwert-Verlag nun im Kieler Verlag Ludwig. Mit diesem Wechsel ist aber weder eine Veränderung der äußeren Gestalt noch ein neues redaktionelles Konzept verbunden. Der jüngste Jahrbuch-Band (89/03) bietet wieder ein breites historisches Panorama vom Mittelalter bis in die Anfänge des "sozialistischen Zeitalters" nach 1945. Die Zeitgeschichte ist mit einer detektivischen Recherche von Thorsten Hinz vertreten: Sie gilt den Umständen der Ermordung seines sozialdemokratischen Großvaters, der im Herbst 1933 in Stargard das Opfer NS-Terrors wurde. Weniger blutig, doch nicht weniger gewaltsam ging es bei der Bodenreform in den Kreisen Demmin und Grimmen zu. Den Ablauf dieses unterschiedslos gegen "Faschisten und Nichtfaschisten" zielenden Raubzuges untersucht Dirk Schleinert, dessen detaillierte Studie im Schlußteil über das "Erbe der Bodenreform nach 1990" bis in die Gegenwart reicht.

 

BUND: Einsatz für den "deutschen Adler"

BERLIN. "Der Adler gehört zu Deutschland. Nicht umsonst wurde er als Wappentier auserkoren." Ungewöhnlich nationale Töne schlägt die eher linke Führungsebene des Bundes Umwelt und Naturschutz (BUND) in der jüngsten Werbekampagne an. Die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt fordert, daß der "deutsche Adler", der dabei sei, sich seine "angestammten Lebensräume" im Herzen Deutschlands" zurück "zu erobern", vor der Wassersport treibenden, Landschaft verbrauchenden Bevölkerung geschützt werden müsse. Hinter der aus diesem Munde befremdlich klingenden Rhetorik steckt jedoch ein unterstützungswürdiges Schutzziel. Im Nationalpark Müritz ist bereits das größte Seeadler-Brutgebiet Mitteleuropas entstanden. Auch im einstigen Bergbaugebiet Goitzsche sind die Weichen für eine neue Adler-Population gestellt. Wird dieses Areal - wie geplant - im Juni für Wassersportler geöffnet, dürften sich die Adler aus Sachsen-Anhalt verabschieden. Für diese Projekte zum Schutz "deutscher" Greifvögel benötigt der BUND ( www.bund.net )Spendengelder.


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