© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/04 11. Juni 2004

Eintreten und einmischen
Burschenschaften: "Parteilichkeit" war das Thema des diesjährigen Burschentages / Gesundes Nationalbewußtsein gefordert
Peter Freitag

Vergangene Woche tagte in Eisenach der Burschentag, das höchste beschlußfassende Gremium der Deutschen Burschenschaft. Alljährlich treffen sich nach Pfingsten Aktive und Alte Herren des etwa 15.000 Mitglieder aus der Bundesrepublik sowie Österreich umfassenden Akademikerverbands zu einem viertägigen Meinungsaustausch am Fuße der Wartburg.

Wie üblich begann der diesjährige Burschentag zunächst mit einem Festakt im Hof der Wartburg sowie einem anschließenden Totengedenken am Burschenschafterdenkmal. Am Freitag trat man zu Verhandlungen zusammen, die von der Vorsitzenden Burschenschaft Obotritia Rostock geleitet wurden. Die diesjährige Generaldebatte stand unter dem Motto "Burschenschaft und Parteilichkeit". Für die Besetzung des Podiums hatte man parteipolitisch engagierte Korporierte geladen, so Hans Merkel (CSU), Johann Herzog (FPÖ) und den ehemaligen Generalbundesanwalt Alexander von Stahl (FDP). Alle Redner forderten einhellig eine verstärkte Einmischung der Burschenschafter in die Belange aktueller Politik.

Übereinstimmung erzielte man auch über die wesentlichen Standpunkte, die diesem Engagement zugrunde liegen müßten: eine Stärkung plebiszitärer Elemente, die dem deutschen Volk eine direktere Einflußnahme auf wichtige Politikfelder sicherten, eine Familienpolitik, die den Bestand des eigenen Volkes gewährleistet, die Sicherung des sozialen Netzes, das nicht durch weiteren Zuzug bedürftiger Ausländer überbelastet werden dürfe. Einem Beitritt der Türkei zur Europäischen Union erteilten die Teilnehmer eine klare Absage, da das Land zu stark muslimisch geprägt sei und kulturell wie geographisch nicht zu Europa gehöre. Die Legende vom deutschen "Tätervolk" müsse dem Wunsch der Burschenschafter gemäß zugunsten eines gesunden Nationalbewußtseins weichen.

Die meisten Abstimmungen erfolgten ohne die früher regelmäßig ausbrechenden hitzigen Debatten. Man verurteilte die Ehrung des für die Vertreibung der Sudetendeutschen verantwortlichen Politikers Edvard Benes ebenso, wie man mit einem offenen Brief dem Franzosen Emile Guet Dank und Anerkennung aussprach, weil er die würdige Beisetzung von 17 deutschen Soldaten betrieben hatte, die 1944 von der Résistance ermordet worden waren.

Für Mißstimmung sorgte jedoch die dem Burschentag als Motto zugedachte Würdigung der Widerstandsbewegung vom 20. Juli 1944. Insbesondere die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) störte sich daran so sehr, daß bereits bedruckte Bierkrüge und Plaketten wieder eingezogen werden mußten - weil keine notwendigen Absprachen mit dem Verbandsrat getroffen worden seien. Das letzte Wort ist in dieser Sache allerdings noch nicht gesprochen. Aus Kreisen verschiedener Burschenschafter hieß es, man wolle dem Votum der BG entgegentreten und ein klares und würdigendes Bekenntnis zur militärischen Widerstandsbewegung abgeben.


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