© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/04 25. Juni 2004

Zeitschriftenkritik: Die Aula
Alptraum der Etablierten
Werner Olles

Die jüngste Ausgabe der monatlich in Graz erscheinenden Zeitschrift Die Aula - Das freiheitliche Magazin befaßt sich unter dem Titel "Für ein Europa der freien Völker" mit den Wahlen zum Europaparlament. Als Medium, das in kritischer Solidarität mit der österreichischen Regierungspartei FPÖ verbunden ist, publizistisch aber eher dem national-freiheitlichen, volkstreuen Flügel nahesteht, den Andreas Mölzer und Ewald Stadler repräsentieren, läßt das Blatt keinen Zweifel daran, daß Europa nur möglich ist als "Europa der Vaterländer" mit einer "Vielfalt der Kulturen, Vielfalt der Sprachen, Vielfalt der Nationen", wie Andreas Mölzer in einem Interview mit der Zeitschrift betont.

Neben dieser Debatte über den Zustand und die Zukunft Europas analysiert der Sprecher der überparteilichen Deutschland-Bewegung, Alfred Mechtersheimer, die ziemlich desolate Situation der rechten Kleinparteien in Deutschland, während Robert Steuckers die recht komfortable Lage des Vlaams Blok in Flandern beschreibt. Anders als hierzulande, wo die mediale oder administrative Abstrafung unbotmäßiger, nonkonformistischer und rechtskonservativer Parteien in aller Regel deren Verschwinden oder zumindest ihre völlige Marginalisierung zur Folge hat, profitiert der Vlaams Blok offenbar von einem rein politisch motivierten Urteil eines Genter Gerichts, das die Partei wegen ihres angeblichen Rassismus an den Pranger stellen sollte. Die Flandern waren jedoch in ihrer überwiegenden Mehrzahl über das ideologisch gefärbte Urteil empört. Zahlreiche Intellektuelle und Prominente, die bislang dem Vlaams Blok eher ablehnend gegenüberstanden, bekundeten nun ihre Solidarität, ein echter Alptraum für das linke Establishment in Belgien.

Aus aktuellem Anlaß beschäftigt sich Fred Duswald mit den Verbrechen der US-Armee. Dabei zeigt er auf, daß die Verhörmethoden der US-Militärpolizisten im Irak durchaus kein Einzelfall sind. Auch im besiegten Deutschland folterten und mordeten nach 1945 Angehörige der US-Armee.

Der Autor erinnert in diesem Zusammenhang an die berüchtigten Rheinwiesenlager, in denen deutsche Kriegsgefangene entgegen den Regeln der Genfer Konvention und des Internationalen Roten Kreuzes sadistisch gequält wurden und ohne Wasser und Nahrung oder ein Dach über dem Kopf monatelang, ob bei sengender Hitze oder eisiger Kälte, im Schlamm und Dreck vegetieren mußten. Fünf Millionen Deutsche, Wehrmachtssoldaten und Zivilisten, durchliefen bis Mitte 1946 die amerikanischen Internierungslager. Etwa eine Million Menschen, das sind 20 Prozent, wurden dort getötet.

Schlimm erging es auch gefangenen Soldaten der Waffen-SS, die entweder sofort von den amerikanischen Besatzungstruppen umgebracht oder nach Schauprozessen, bei denen sie durch Foltermethoden erzwungene "Geständnisse" machten, hingerichtet wurden, obwohl sie sich keinerlei Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatten.

Anschrift: Aula-Verlag, A-8010 Graz, Merangasse 13. Jahresabo 61 Euro. Internet: www.dieaula.at


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen