© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/04 25. Juni 2004

Frisch gepresst

Querdenker. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Christlicher Publizisten, Heinz Matthias, schildert in seiner Autobiographie sein vom Glauben bewegtes Leben. Der zwischen Diktatur und dogmatisierter Nachkriegszeit auf der einen Seite und dem Reich Gottes auf der anderen gereifte Evangelist hatte das seltene Vergnügen, zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur (wie Konrad Adenauer, Jimmy Carter, Papst Johannes Paul II., Heinz Rühmann, Thomas Gottschalk) kennenzulernen und zu ihrem Glauben an Gott und die Welt zu interviewen. Sein Buch behandelt repräsentativ die christliche Emanzipation in einer ihr feindlich gesinnten Umgebung stellvertretend für eine von "Political Correctness" verdrossene freikirchlich organisierte Minderheit. Matthias bezweckt, "einen roten Faden kenntlich zu machen, der sich in Form von Glaubensbezeugungen und glaubwürdigem Handeln für andere als Orientierung anbietet". (Schwimmen gegen den Strom. Ein Leben zwischen Widerstand und Anpassung. Hänss-ler Verlag, Holzgerlingen 2004, 180 Seiten, gebunden, 9,95 Euro).

Die Sicht der anderen. Der britische Historiker David Irving nutzt den 60. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie, um die militärische Lage anhand der Kräfteverhältnisse näher zu analysieren. Dabei kommt er zum selben Schluß wie das alliierte Oberkommando, das sich am Abend des 6. Juni 1944 wegen der verfehlten Eroberung der avisierten Ziele der Operation Overlord unzufrieden zeigte. Der "umstrittene" Historiker Irving hält sich bei seiner Untersuchung rein an das, was er als Wissenschaftler auswerten kann - und das sind bis auf weiteres nur die deutschen Zahlen und Fakten, da die alliierten Akten in weiten Teilen immer noch unzugänglich sind. Die wenigen Unterlagen, zum Beispiel die der Entzifferungsspezialisten in Bletch-ley Park, die nach "Knacken" des "Enigma"-Dechiffrierungscodes die Wehrmacht gleichzeitig praktisch nackt und taub machten und diese zudem geschickt täuschen konnten, belegen in noch stärkerem Maße die Unterlegenheit der Deutschen. Deren verbissen geführter Kampf "mit dem Mut der Verzweifelung" beruhte auf großer Erfahrung, hoher Opferbereitschaft und einer überlegenen militärischen Taktik (Schlacht um Europa. DSZ-Verlag, München 2004, 222 Seiten, 19,90 Euro.)

Satire von rechts. Wenn Humor von der rechten Seite kommt, lacht meist keiner - lautet ein verbreitetes Vorurteil. Rechte sollen keine Witze machen können. Als Bundeskanzler Schröder die Lehrer als "faule Säcke" hinstellte, wurde es einem von ihnen zu bunt: "Michel schlägt zurück" (Hildesheimer Literaturverlag, Bad Salzdethfurt 2004, 174 Seiten, 14,90 Euro) nannte Jörg Hellmann sein kleines satirisches Buch, mit dem der 59jährige Lehrer aus Hildesheim den Spieß umdrehen möchte. Eigentlich bekommen alle eins aufs Dach, die sich nach Hellmanns Ansicht Verdienste um den Niedergang der Gesellschaft erworben haben. So ist eine in größten Teilen unterhaltsame Geschichtsaufarbei-tung entstanden, die anhand zweier Familien mit gewollten Parallelen zu politischen Größen aller Couleur aufwartet.


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