© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/04 02. Juli 2004

Zeitschriftenkritik: Die Rundschau
So ehrlich wie der Stammtisch
Werner Olles

"Bewahre das Gute", lautet das Motto der vierteljährlich im DIN-A-5-Format erscheinenden "Zeitschrift für Freunde der Kultur und der Geschichte". In diesem Sinne darf man Die Rundschau dann auch - ohne ihr Unrecht zu tun - als konservativ bezeichnen. Das wird bereits an der Frakturschrift deutlich, die das Heft von der ersten bis zur letzten Seite eisern durchhält. Zumal jüngere Leser könnten sich angesichts des Schriftbilds aber ein wenig überfordert fühlen. Es wäre also eventuell eine Überlegung wert, zumindest teilweise auf eine leichter lesbare Schriftart überzugehen, wenn man sich auf diese Weise neue Leserschichten erschließen könnte. Die Beiträge der Rundschau hätten nämlich durchaus zahlreiche Leser verdient.

So setzt sich der Schriftleiter der Zeitschrift in seinem Aufsatz "Die Entstehung der Welt - Zufall oder Planung?" kritisch mit der Evolutionstheorie auseinander. Der Autor schreibt, daß evolutionskritische Wissenschaftler bis heute immer noch auf den Index gesetzt werden, nur weil sie den Beweis antreten wollen, daß unsere Welt eben nicht durch Zufall entstanden, sondern planmäßig und zielgerichtet geschaffen wurde. Die aus den verschiedensten Fachgebieten kommenden Wissenschaftler sind keineswegs obskure Dilettanten oder Esoteriker. Unter ihnen befinden sich sowohl überzeugte Christen als auch Atheisten, die erkannt haben, daß ohne eine intelligente Planung und Bauausführung die Erde und das Universum wohl kaum existieren würden. Doch ähnlich wie totalitäre politische Denkmuster hat die Evolutionstheorie inzwischen schon die häßlichen Züge einer unduldsamen Ideologie angenommen, die allem, was ihr widerspricht, das Kainsmal des politisch Unkorrekten aufdrückt.

Gedanken zum Geschehen im "Tollhaus Deutschland" lesen wir in einem weiteren Beitrag. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt unsere politische Klasse, aber auch die opportunistischen Zeitgeist-Journalisten im Fernsehen und in den Print-Medien so launig, daß wahrlich kein Stein auf dem anderen bleibt. Von der Nachkriegszeit bis ins heutige Deutschland schildert er den Weg, den die Frauen und Männer der Kriegsgeneration beschritten haben. Noch unter Adenauer und Schumacher, Erhard, Strauß und Carlo Schmid habe die Bundesrepublik in höchstem Ansehen gestanden und sei "ein blühendes Land und der Motor Europas gewesen". Richtig bergab ging es jedoch, als Gestalten, die "vorher nur mit Unterstützung der Mama hätten überleben können oder dem Staatsanwalt gerade noch so von der Schaufel gesprungen waren", die Geschicke des Staates ins Visier nahmen. Doch habe nun einmal jedes Land die Repräsentanten, die es verdient, und nach dem jahrzehntelangen Abstieg komme nun langsam der Widerstand gegen die Ausplünderung unserer Sozialkassen und des Gesundheitswesens in Fahrt.

Das klingt zwar zunächst original nach deutschem Stammtisch, aber intelligenter und ehrlicher als die herrschende politische Klasse ist der allemal.

Anschrift: Karl-Heinz Sommer. Postfach 10 09 18, 99009 Erfurt


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