© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/04 06. August 2004

Meldungen

Muslimische Mehrheit in Europa möglich

PRINCETON. Der Islamforscher Bernard Lewis sieht Europa im Niedergang und prognostiziert spätestens für Ende dieses Jahrhunderts muslimische Bevölkerungsmehrheiten. Die führenden Weltmächte werden künftig neben den USA China, Indien und eventuell Rußland sein. "Europa wird Teil des arabischen Westens sein, des Maghrebs. Dafür sprechen Migration und Demographie", erklärte der an der Uni Princeton lehrende Nestor der angloamerikanischen Nahostforschung letzte Woche der Welt. "Europäer heiraten spät und haben keine oder nur wenige Kinder. Aber es gibt die starke Immigration: Türken in Deutschland, Araber in Frankreich und Pakistaner in England. Diese heiraten früh und haben viele Kinder", erläuterte Lewis. "Nach den aktuellen Trends wird Europa spätestens Ende des 21. Jahrhunderts muslimische Mehrheiten in der Bevölkerung haben." Die EU sei nur eine "Neidgenossenschaft", kritisierte Lewis. "Es ist ja sehr erklärlich, daß Europäer gegenüber Amerika Vorbehalte hegen, das sie ja weit überflügelt hat. Deswegen verstehen Europäer die Muslime gut, die sich gegenüber Amerika so ähnlich fühlen."

 

Schüssel warnt vor EU-Beitritt der Türkei

WIEN. Der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hat sich erneut gegen einen baldigen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen. Der ÖVP-Chef wies aber den Vorwurf zurück, er stehe der Türkei aus religiösen Fragen skeptisch gegenüber. Es gebe vielmehr praktische Fragen, die noch offen seien. "Die Türkei hat dreimal so viel Bauern wie die EU. Welche Folgen hat das?" erklärte Schüssel dem Wirtschaftsmagazin Capital. Daher müsse es neben dem EU-Kommissionsbericht zur Erfüllung der politischen Kriterien durch die Türkei im Herbst auch einen zweiten Bericht geben, "der die Folgen ihres Beitritts auf die EU untersucht. Solange die offenen Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet sind, gibt Österreich kein grünes Licht." Die von der CDU vorgeschlagene "privilegierte Partnerschaft" der Türkei mit der EU sei eine "Alternative" zu einem EU-Beitritt.

 

Prager Dreier-Koalition soll fortgesetzt werden

PRAG. Die tschechische Dreier-Koalition wird fortgesetzt. Am Montag unterzeichneten Sozialdemokraten (CSSD), Christdemokraten (KDU-CSL) und Liberale (US-DEU) einen neuen Koalitionsvertrag. Im künftigen Kabinett von Premier Stanislav Gross hat die CSSD zwölf, die KDU-CSL und die US-DEU je drei Minister. Im Parlament hat das Bündnis nur 101 zu 99 Stimmen. Unklar ist, wann der rechtsliberale Präsident Václav Klaus das Kabinett ernennt. Der ODS-Politiker hat Vorbehalte gegen Außenminister Cyril Svoboda (KDU-CSL), dem er eine unkritische Haltung gegenüber der EU, dem Vatikan und der US-Regierung vorwirft. Der nach denverlorenen EU-Wahlen zurückgetretene Ex-Premier Vladimír Spidla wurde als EU-Kommissar nominiert.

 

Mehr Antisemitismus in Großbritannien

LONDON. Der neue israelische Botschafter in London, Zvi Heifetz, hat vor zunehmendem Antisemitismus in Großbritannien gewarnt. Die Lage sei zwar "besser als in anderen europäischen Ländern", es gebe aber "täglich mehr als einen antisemitischen Vorfall" in dem Königreich, erklärte der Diplomat der Times. "Das ist ein ernstes Problem", meinte Heifetz, der an seine Kindheit in Lettland erinnerte, wo er am eigenen Leibe habe erfahren müssen, was Antisemitismus sei. Laut The Times belegen von Scotland Yard bestätigte Statistiken, daß antisemitische Übergriffe im letzten Jahrzehnt ständig zugenommen haben. Im abgelaufenen Jahr wurden demnach 375 solcher Übergriffe registriert.


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