© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/04 20. August 2004

Frisch gepresst

Franz Schönhuber. Einen Autor danach zu beurteilen, in welchen Verlagen er veröffentlicht, ist zwar nicht fair, kann aber sehr aufschlußreich sein. Erschienen die ersten Bücher des mittlerweile 81jährigen Franz Schönhubers noch bei Langen Müller, spätere dann in der rechten Verlagsgemeinschaft Berg, hat er nun sein neuestes Werk in einem völlig unbekannten Ein-Mann-Verlag plaziert. Kaum ein anderes Unternehmen hätte wohl auch dieses Konvolut an autobiographischen Erinnerungen und Gedanken zum Zeitgeschehen gedruckt. Der gelernte Journalist, Mitbegründer und langjährige Vorsitzende der Republikaner kann zwar aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen und noch immer fesselnd erzählen, doch hat er inzwischen erkennbar Schwierigkeiten, den roten Faden zu halten. Trotz Schönhubers temporär bedeutender Rolle im rechten Spektrum ist sein publizistisches Alterswerk wegen seiner demonstrativ vorgetragenen Subjektivität nur unter Vorbehalt als politische Rückschau zu empfehlen. (Der mißbrauchte Patriotismus in Deutschland und Europa. Verlag Klaus-Peter Seifert, Gunzenhausen 2004, kartoniert, 341 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro)

Wiglaf Droste. Die Welt mag unübersichtlich sein, die Grenze zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch unscharf, der Brutalosatiriker und taz-Kolumnist Wiglaf Droste weiß sie zu deuten, zu ordnen, einzuteilen. Patriotismus ist ihm zuwider, Kirchentagschristen, Spießer und Mitläufer, besonders wenn sie in Gestalt des deutschen Kleinbürgers auftreten, sind ihm ein Greuel, die Literatur von Günter Grass gilt ihm als Strafe, Johannes Rau als Geißel Gottes, von Wolf Biermann ganz schweigen, und in die Bild-Zeitung, "das perverseste Blatt Deutschlands", kann man nicht einmal Fische einwickeln - "sie verfaulen auf der Stelle". Erfreuen kann er sich hingegen an Johnny Cash und Bob Dylan, an Ringelnatz, Hans Fallada, Peter Hacks, F.W. Bernstein - und sich selbst mag er natürlich am meisten. Die neue Sammlung von Kolumnen des 1961 in Herford geborenen, seit vielen Jahren in Berlin lebenden Wiglaf Droste ist von einer herzerfrischenden Ungerechtigkeit und Komik, die einen fast übersehen läßt, daß es sich bei Droste um einen linken Vogel handelt. (Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi. Edition Tiamat, Berlin 2004, gebunden, 204 Seiten, 14 Euro)


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen