© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/04 10. September 2004

Meldungen

Braunschweig verordnet alte Rechtschreibung

BRAUNSCHWEIG. Die Stadtverwaltung Braunschweig kehrt zur alten Rechtschreibung zurück. Wie Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU) mitteilte, fand er für seinen Vorstoß gegen die neue Orthographie im Verwaltungsausschuß der Kommune eine Mehrheit. Braunschweig sei damit seines Wissens nach die bundesweit erste und einzige Stadt, die sich von der Rechtschreibreform wieder verabschiede, sagte Hoffmann. Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die sich in der neuen Rechtschreibung sicherer fühlten, dürfen dem Beschluß zufolge bis zu einer bundesweiten Entscheidung weiter die reformierte Schreibweise anwenden: "Die Regel soll aber wieder die alte Rechtschreibung sein", so Hoffmann. Der CDU-Politiker verspricht sich von dem Vorstoß eine Signalwirkung für die öffentliche Debatte.

 

Rechtschreibreform führt zu mehr Fehlern

HAMBURG. Die neue Rechtschreibung führt nach einer neuen Studie in der Grundschule zu mehr Fehlern im Diktat. "Die Rechtschreibung wurde nicht erleichtert, sondern erschwert", zitierte die Bild-Zeitung vorigen Montag den Leipziger Sprachforscher Harald Marx. Der Professor hatte dem Bericht zufolge zwischen 1996 und 2004 Diktate von 1.200 sächsischen und niedersächsischen Grundschülern ausgewertet. Drittkläßler hätten dabei 2004 bis zu 13 Prozent mehr Fehler als 1996 gemacht, bei Viertkläßlern seien es sogar 22 Prozent mehr gewesen. Unterdessen hat sich die Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer für eine Rücknahme der Reform ausgesprochen. "Ich bin dafür, sie in Gänze zurückzunehmen", erklärte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Die Reform habe in den Ländern nicht ein einziges parlamentarisches Gremium durchlaufen, so Vollmer.

 

Kulturpreise für Baring und Reich-Ranicki

FRANKFURT/MAIN. Der Berliner Historiker und Publizist Arnulf Baring hat den erstmals verliehenen Europäischen Kulturpreis für Politik erhalten. Bei einem Festakt vergangenen Samstag im Frankfurter Rathaus Römer bezeichnete der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) als Laudator Baring als "harten Knochen", der in wechselnden Zeiten präzise Vorstellungen habe und ein "Patriot in Sorge" sei. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Er erhielt den Europäischen Medien- und Kommunikationspreis für "seine Bemühungen, die Bedeutung literarischer Werke ins Bewußtsein der Gegenwart einzuschreiben". Weitere Preise gingen an den Historiker Wolfgang Leonhard ("Die Revolution entläßt ihre Kinder") sowie den Literaturwissenschaftler Peter Demetz. Sie bekamen jeweils den Europäischen Wissenschafts-Kulturpreis. Die undotierten Auszeichnungen werden seit 1986 von der "Pro Europa"-Kulturstiftung (Basel) an "europäische Persönlichkeiten mit Vorbildfunktion" vergeben.


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