© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/04 17. September 2004

Zeitschriftenkritik: Abraxas
Das Göttliche in jedem Stein
Claus-M. Wolfschlag

Eine kurzweilige Lektüre für spirituell Interessierte stellt das vierteljährlich erscheinende Blatt Abraxas dar. Die offizielle Zeitung der "Comardiia Druvidiacta" und des "Yggdrasil Kreis e.V." fühlt sich der keltischen und germanischen Naturreligion verpflichtet. Herausgeber ist der hessische Naturheilpraktiker Volkert Volkmann. Er hat eine druidische Ausbildung absolviert und steht außerdem den "Kulturgeistern" vor, einem 2002 gegründeten Dachverband zahlreicher naturreligiöser Gruppen, die sich nach dem Vorbild Dänemarks und Islands um staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft bemühen.

In Abraxas wechseln Artikel, Pressedokumentationen, Gebete, Geschichten und Veranstaltungs- bzw. Ausstellungshinweise einander ab und bilden einen bisweilen verwirrenden, aber lustvoll dargebotenen Reigen spiritueller Gefühlsäußerungen. Man vertritt den Glauben an die göttliche Beseeltheit der gesamten Natur. Das Göttliche spiegele sich in jedem Stern, jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier und Mensch wider. Man glaubt an die Unsterblichkeit der Seele und die Wiedergeburt. Ein "Druidisches Gebet" in der Zeitschrift schließt folglich mit dem Leitsatz "Liebe ist das Gesetz".

Eine lange, in Abraxas abgedruckte Liste führt ökologische Formen der Schädlingsbekämpfung auf, zum Beispiel den Einsatz von Wermutjauche gegen Wegameisen. Man erfährt allerlei Hausmittelchen zur Vertreibung von Wespen, Mücken oder Kleidermotten. Werner Georgi schildert eine mysteriöse Geschichte, die in einem alten Wehrturm der Stadt Guben spielt und sich mit Seelenwanderung beschäftigt, eine Art Déjà-vu-Erlebnis. Ein Autor plädiert für eine postfeministische Neuentdeckung der Männlichkeit. Ein anderer Artikel widmet sich dem Phänomen der Fernheilung. Pressedokumentationen verweisen auf prähistorische Kultstätten oder setzen sich auch schon mal gesellschaftskritisch mit den modernen "Genußmenschen ohne Herz" auseinander.

Das schlicht, aber liebevoll gestaltete Blatt dient vor allem dem Mitteilungsbedürfnis der Vereinsmitglieder und der Bekanntmachung von Veranstaltungen, Seminaren und Gemeinschaftsfesten. 2004 wurde ausführlich auf den "4. Heidentag" hingewiesen, eine alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung zur herbstlichen Tag- und Nachtgleiche, bei der sich Mitglieder unterschiedlicher naturreligiöser Gruppen mit germanisch-keltischer Ausrichtung begegnen und kennenlernen können. Dieses Jahr findet das Treffen Ende September im Taunus statt. Meditationen, Arbeitskreise, Lesungen, kunsthandwerkliche Präsentationen und einige Inszenierungen wie ein Mysterienspiel sollen helfen, für das große Ziel einer offiziellen religiösen Anerkennung in Deutschland zu werben.

Abraxas. Zeitschrift für Keltische und Germanische Naturreligion. Yggdrasil-Kreis e.V., Postfach 90 04 14, 60444 Frankfurt/Main. Das Jahresabo kostet 26 Euro. Internet www.yggdrasil-kreis.org .


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