© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/04 24. September 2004

PRO&CONTRA
Der Gesundheit zuliebe: Weniger "Fast Food"?
Stephanie Schirmer / Jürgen Kasper

Fast Food hat einen schlechten Ruf, und nach dem Kinofilm "Super Size Me" ist vielen der Appetit auf Burger, Pommes und Cola vergangen. Aber ist Fast Food wirklich so ungesund?

Oft enthalten die Produkte zuviel Fett, insbesondere gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren, und sind arm an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Das gilt auch für herkömmliche Gerichte, wie zum Beispiel Schnitzel und Pommes Frites. Jede Form der einseitigen Ernährungsweise ist ungesund und begünstigt Mangelerscheinungen oder die Entstehung von Übergewicht, egal, ob ausschließlich Fast Food oder Gemüse auf dem Speiseplan steht.

Ein vitaminreicher Salat ist eine gesunde Alternative zu den meisten fettreicheren Burger-Varianten. Aber auch gegen die ist nichts einzuwenden, wenn sie nicht täglich verzehrt werden. Ebenso unschädlich ist es, wenn man sich hin und wieder eine Currywurst mit Pommes gönnt oder zum "Döner-Mann" um die Ecke geht, wenn man sonst auf eine gesunde Ernährung achtet. Ein Döner Kebab beispielsweise enthält nicht mehr Kalorien, dafür aber wesentlich weniger Fett als ein Gemüsenudelauflauf oder ein Speckpfannkuchen.

Das Ernährungsverhalten in Deutschland zeugt von mangelnder Eßkultur, zu viel Fast Food, Fertigprodukten, und fettreichen Speisen. Mangelndes Ernährungswissen und Fehlverhalten bei der Lebensmittelauswahl machen uns dick. Natürlich trägt auch Bewegungsmangel durch den sitzenden Lebensstil und zu wenig Sport zu Übergewicht bei. Wenn neben einer allgemein gesunden Ernährungsweise mit viel frischem Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie regelmäßiger Bewegung ab und zu Currywurst oder Burger auf dem Speiseplan stehen, ist dagegen zwar nichts einzuwenden. Wie so oft kommt es aber auf die Menge an.

 

Stephanie Schirmer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e. V.

 

 

Die Forderung nach weniger Fast Food, etwa durch die Erhebung höhere Steuern auf diese Produkte, wie es regelmäßig von Gesundheitsexperten und Politikern gefordert wird, ist populistisch. Das Problem fängt schon damit an, daß der Begriff Fast Food nicht eindeutig ist und durchaus Raum für Interpretationen läßt. Für den einen Konsumenten ist Fast Food einfach dem Wortsinn nach ein schnell zubereitetes Gericht, für den anderen dagegen eine schonende Speisezubereitung.

Fast Food selbst ist auch von sich aus nicht prinzipiell gesundheitlich bedenklich. Wie jede einseitige Ernährung - egal, welches Nahrungsmittel man zu sich nimmt - kann auch eine einseitige Ernährung mit Fast-Food-Erzeugnissen, etwa aus einem Imbiß oder aus einem sogenannten Schnellrestaurant, für den jeweiligen Konsumenten auf Dauer gesundheitlich bedenklich sein.

Gegebenenfalls erhöhte Kalorien in sogenannten Fast-Food-Produkten sind ebenfalls nicht von Grund auf gesundheitlich bedenklich. Es ist aber selbstverständlich, daß die jeweilige Kalorienaufnahme immer mit der körperlichen Belastung des Konsumenten korrespondieren muß. Derjenige, der auf diesen wichtigen Zusammenhang keine Rücksicht nimmt und sich beispielsweise bei entsprechend großer Kalorienaufnahme zu wenig bewegt oder etwa überhaupt keinen Sport treibt, hat ein individuelles Problem und braucht sich über eine Gewichtszunahme nicht zu wundern.

Ungesund leben kann man auf verschiedenste Weise, nicht nur auf dem Wege der Ernährung, sondern auch im Sportverhalten oder auch im Schlafverhalten. An dieser Stelle wird das Problem mit dem Ruf nach weniger Fast Food besonders deutlich: Alle ungesunden Tatbestände lassen sich steuerlich vom Staat überhaupt nicht erfassen - das gilt natürlich auch für eine einseitige Ernährung.

 

Jürgen Kasper ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Bundesverbands Schnellgastronomie und Imbißbetriebe e. V.


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