© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/04 01. Oktober 2004

Friedrich Denk
Der Rebell
von Thomas Paulwitz

Er war der erste, der den Protest gegen die Rechtschreibreform bündelte. Anfang Oktober 1996 geht der Deutschlehrer Friedrich Denk mit zweitausend Flugblättern auf die Frankfurter Buchmesse: "Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform!" Es entsteht die "Frankfurter Erklärung", unterzeichnet von Hunderten Germanisten, Historikern, Verlegern und Schriftstellern, darunter Günter Grass und Ernst Jünger. In den Wochen danach unterschreiben mehr als 40.000 Rechtschreibreformgegner. Mit diesem Meisterstreich verdient sich Denk den Ehrentitel "Rechtschreib-Rebell".

Der 1942 im schlesischen Wohlau geborene Denk, der Germanistik, Romanistik und Philosophie in München und Bordeaux studierte, pflegt eine besondere Liebe zur Literatur. 1980 gründet der Gymnasiallehrer die Weilheimer Hefte zur Literatur. Denk erhält verschiedene Preise, darunter 1986 das Bundesverdienstkreuz, er selbst begründet den Weilheimer Literaturpreis und veranstaltet Dichterlesungen. Besondere Aufmerksamkeit erregt im Oktober 1997 die Lesung "Für die Einheit der Orthographie" mit Reiner Kunze, Gerhard Ruiss und Loriot.

Bis Ende 1998 bleibt Denk einer der muntersten Gegner der Rechtschreibreform. Noch 1996 erreicht er mit der Bürgerinitiative "WIR gegen die Rechtschreibreform in Bayern" die erforderliche Unterschriftenzahl für ein Volksbegehren - das aber nicht begonnen wird. Denks Eilantrag gegen die Reform lehnt das Verwaltungsgericht München im September 1997 ab. Im März 1998 verläßt er aus Protest gegen die "schüler- und bürgerfeindliche Sprachpolitik der CSU" zusammen mit den Lehrern und Anti-Rechtschreibreform-Aktivisten Manfred Riebe und Norbert Schäbler die Partei. Im selben Jahr scheitert seine Kandidatur für den Bundestag. Der ausbleibende Erfolg setzt Denk zu. Als am 1. August 1999 alle Tageszeitungen auf die Reformschreibung umstellen, spricht Denk von einem "schwarzen Tag für die deutsche Sprache" und läßt zeitweilig den Mut sinken: Es sei "sinnlos, eine Überschwemmung zu bekämpfen, wenn die Dämme einmal gebrochen sind".

Auch wenn es zwischenzeitlich still um Friedrich Denk wird: Wie ein Seismograph der Orthographie meldet er sich zu Wort, wenn es wieder Erschüterungen gibt. Als die FAZ 2000 zur bewährten Schreibung zurückkehrt, sammelt er eine hohe Summe für ganzseitige Anzeigen in sechs deutschen Tageszeitungen. Auch nach der Ankündigung von Springer und Spiegel Anfang August, es der FAZ gleichzutun, ist Denk wieder da. Im Ruhestand hat er jetzt mehr Zeit, gegen die Reform zu wettern. Mit der Gründung des Rats für deutsche Rechtschreibung kommt er mit seinen Mitstreitern der Kultusministerkonferenz zuvor, die einen gleichnamigen Rat plant. Nun kehrt er zu den Wurzeln seines Widerstands zurück. Für die diesjährige Buchmesse in Frankfurt hat Denk wieder eine Aktion geplant ...


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