© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/04 15. Oktober 2004

Meldungen

US-Kirchen wollen Israel boykottieren

GENF. Die anglikanische Episkopal-Kirche der USA prüft derzeit, ob sie Geld aus Firmen abziehen soll, die mit den palästinensischen Autonomiegebieten Handel treiben. Eine Studiengruppe soll innerhalb eines Jahres Vorschläge für den Boykott ausarbeiten, berichtete die Genfer Nachrichtenagentur ENI letzte Woche. Die Episkopal-Kirche begründe ihr Vorhaben damit, nur "ethische Investitionen" zu unterstützen. Dies schließe Firmen aus, die in einem besetzten Gebiet tätig seien, wo palästinensische Häuser zerstört, israelische Siedlungen errichtet und Trennmauern gebaut würden. Zuvor hatte die reformierte Presbyterianische Kirche einen Boykott gegen in Israel tätige Firmen empfohlen. Der Lutherische Weltbund hatte 2002 einen Boykott von Produkten aus den "illegalen israelischen Siedlungen" im Westjordanland angeregt. 2003 forderte der Erzbischof der lutherischen Kirche von Schweden, Karl-Gustav Hamar, die EU auf, ihr Handelsabkommen mit Israel zu beenden.

 

Linkspopulisten siegen in Litauen

WILNA. Die linkspopulistische Arbeitspartei (DP) des aus Rußland stammenden Multimillionärs Viktor Uspaskich hat die erste Runde der Parlamentswahlen in Litauen mit 28,5 Prozent gewonnen. Das Bündnis "Arbeiten für Litauen" (UDL) der Mitte-Links-Koalition von Premier Algirdas Brazauskas erreichte 20,7 Prozent, die christlich-konservative Vaterlandsunion (TS) erhielt 14,7 Prozent. Das Bündnis "Für Recht und Ordnung" (UTT) des wegen des Verdachts von Mafiakontakten und zum russischen Geheimdienst abgesetzten Ex-Präsidenten Rolandas Paksas kam auf 11,4 Prozent, die liberale LiCS auf 9,2 und die Bauernpartei VNDPS auf 6,6 Prozent. Uspaskich wurde 2000 (für die Sozialliberalen von Parlamentspräsident Arturas Paulauskas/heute UDL) in den Seimas gewählt. Brazauskas erklärte, eine Koalition mit Uspaskich sei möglich, wenn die Politik "dieselbe oder fast dieselbe" bleibe.

 

EU-Ausschuß lehnt Papst-Berater ab

BRÜSSEL/ROM. Der designierte EU-Justizkommissar Rocco Buttiglione ist letzten Montag vom Ausschuß für Grundrechte im EU-Parlament mit 27 gegen 26 Stimmen abgelehnt worden. Auslöser waren Äußerungen des 56jährigen italienischen Christdemokraten auf Fragen der 34jährigen niederländischen Grünen Kathalijne Buitenweg. Er sei der Ansicht, "daß Homosexualität eine Sünde ist", hatte der italienische Europamister gesagt. Dies habe aber "keine Auswirkung auf die Politik. Genauso haben Sie die Freiheit, mich für einen Sünder in fast jeder Hinsicht zu halten". Auch seine Haltung zur Ehe stieß auf Kritik. "Das englische Wort marriage kommt aus dem Lateinischen und hat die Grundbedeutung 'Schutz der Mutter'. Also existiert die Ehe, damit Frauen Kinder haben können und den Schutz eines Mannes haben, der sich um sie kümmert, und dies ist die traditionelle Sicht der Ehe, die ich vertrete", sagte er im EU-Ausschuß. Buttiglione ist Papst-Berater und Mitglied der vatikanischen Kommission Iustitia et Pax.

 

Acht Millionen US-Bürger arbeitslos

WASHINGTON. Etwa acht Millionen US-Bürger waren im September arbeitslos. Die Quote blieb saisonbereinigt bei 5,4 Prozent, teilte das Arbeitsministerium letzte Woche in Washington mit. Es wurden 96.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Bush ist damit der erste Präsident seit Herbert Hoover (1929-1933), in dessen Amtszeit die Zahl der Arbeitsplätze um etwa eine Million gesunken ist. "Die Wirtschaft schafft nicht genügend Konsumenten, um das Wachstum anzuheizen", erklärte Chris Rupkey, Chefökonom der Bank of Tokyo-Mitsubishi in New York, der Agentur Bloomberg.


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