© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/04 29. Oktober 2004

Meldungen

Längere Arbeitszeiten sind kein Allheilmittel

NÜRNBERG. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat vor einer generellen Verlängerung der Arbeitszeiten gewarnt. "In der derzeitigen konjunkturellen Lage hielte ich das für kontraproduktiv", erklärte der IAB-Vize Ulrich Walwei letzte Woche der Berliner Zeitung. Dies würde zunächst zu mehr Arbeitslosigkeit führen, weil sich die Arbeitszeitvolumina auf weniger Köpfe verteilten. "Erst in einer zweiten Phase könnte eine Verlängerung eine positive Wirkung entfalten. Und zwar dann, wenn die Arbeitszeiten zunehmen, aber die Bruttoeinkommen der Beschäftigten gleich bleiben", erläuterte Walwei. "Dies würde bei konstanter Kaufkraft die Lohnstückkosten der Unternehmen senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen." Eine Verkürzung der Arbeitszeit wäre auch kontraproduktiv, weil so die Lohnstückkosten steigen. Die Deutschen arbeiteten im Schnitt 40 Stunden pro Woche. Das liege international im Mittelfeld. "Notwendig sind Arbeitszeitregelungen, die atmen: Wenn ein Unternehmen brummt und Fachkräfte knapp sind, müssen Geschäftsführung und Betriebsrat freiwillig längere Wochenarbeitszeiten vereinbaren können", meinte Walwei. Das IAB berät die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit.

 

"Als die Mauer stand, war das verkraftbar"

MÜNCHEN. In Deutschland könnten weitere Großfirmen in Schwierigkeiten geraten. "Wenn nichts geschieht, werden Opel und Karstadt nicht die einzigen Konzerne bleiben, die in die Krise rutschen", warnte der Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, letzte Woche im Tagesspiegel. "Noch höhere Lohnkosten pro Stunde als Deutschland hat derzeit nur Norwegen. Früher, als es noch keine Globalisierung gab, noch keinen Euro, und als die Mauer noch stand, war das noch verkraftbar. Heute dagegen steht unser Land in einem scharfen Wettbewerb", meinte Sinn. "Wir müssen länger für das gleiche Geld arbeiten", forderte der Ifo-Chef. Der Staat müsse Sozialleistungen "abspecken". "Anders kommen wir auf keinen grünen Zweig. Wir müssen auch das Bildungssystem überholen, um langfristig wieder in Fahrt zu kommen."

 

Jede dritte Wildtierart ist ausgestorben

FRANKFURT/MAIN. Seit 1970 ist ein Drittel der Wildtiere von der Erde verschwunden. Das geht aus dem "Living Planet Report 2004" hervor, den die Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) vorigen Donnerstag in Frankfurt/Main vorlegte. "Derzeit erleben wir das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier", kommentierte WWF-Deutschland-Geschäftsführer Peter Prokosch den Bericht, der die Bestandsdaten von mehr als 1.100 Tierarten analysiert. Verantwortlich dafür ist nach Darstellung der Naturschutzexperten der Mensch. Die Menschheit lebe über ihre Verhältnisse, kritisierte der WWF. Weit mehr natürliche Güter der Erde würden verbraucht, als der Planet erneuern könne. Alarmierend sei auch der westliche Lebensstil und der Energieverbrauch der Industrieländer.


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