© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/04 05. November 2004

Zitate

"Die reflexhafte Empörung über Buttiglione paßte tatsächlich zu einem karikaturhaft selbstgewissen Weltbild der politischen Korrektheit, zu einer Idee von Europa als fortschrittlicher Gesinnungsgemeinschaft, in der alles, von den Ernährungsgewohnheiten bis zum Moralbewußtsein, einem Modernitätstest unterworfen wird. (...) Eine liberale Gesellschaft oder Staatengemeinschaft ist keine aus lauter Liberalen, sondern eine mit einer liberalen Haltung, auch gegenüber Liberalismuskritikern. Nicht der Fortschritt ist unser höchster Wert, es ist die Freiheit, und das schließt die Freiheit ein, konservativ, reaktionär oder vorsintflutlich zu sein."

Jan Ross, Publizist, in der Wochenzeitung "Die Zeit" 45/04

 

 

"Die linksradikale Gewißheit darüber, woran die Welt kranke, wer die Bösen und wer die Guten seien und wie der Kampf des Guten gegen das Böse geführt und gewonnen werden könne, hatte ähnlich religiöse Züge wie der christliche Fundamentalismus eines George W. Bush. (...) So wie er machten wir uns gegenüber Fakten immun, lasen tendenziell nur, was die eigene Überzeugung unterstützte, und führten Gespräche mit Andersdenkenden vor allem, um sie zu bekehren, und nicht zum Zwecke des Erkenntnisgewinns."

Georg Hoffmann-Ostenhof, Publizist, im Wiener "Profil" 44/04

 

 

"Jede neue Kohorte von jungen Menschen, die in Deutschland heranwächst, sollte im Geschichtsunterricht mit den Tatsachen der Naziherrschaft konfrontiert werden, sollte wissen, was geschehen und wie das zu bewerten ist. Aber ist es tatsächlich das, was diejenigen meinen, die die Deutschen auffordern, ihre Vergangenheit zu bewältigen? Wenn man genauer hinhört, erweist sich die Botschaft als widersprüchlich: Die Deutschen sollen die Vergangenheit bewältigen, aber sie sollen damit nie zu einem Ende kommen, sie sollen in ihrer Vergangenheit gefangengesetzt werden. Obwohl die Generation der Verantwortlichen längst weggestorben ist, kann man die Deutschen mit Hilfe einer semantischen Unredlichkeit dauerhaft inkrimieren."

Wolfgang Marx, Professor für Allgemeine Psychologie an der Universität Zürich, im "Merkur", Heft 11, November 2004

 

 

"Sobald klar ist, daß die Türkei Vollmitglied wird, werden wir eine noch raschere Verlagerung von Arbeitsplätzen in die Türkei erleben, weil dort die Löhne geringer sind als in den anderen genannten Ländern. Und deswegen ist es nicht verwunderlich, daß unsere Großindustrie das gerne so hat."

Michael Glos, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, auf einer Pressekonferenz am 26. Oktober

 

 

"Gewerkschaften, Betriebsräte, unkündbare Arbeitnehmervertreter sind Fossilien einer vergangenen Epoche. (...) Es wird Zeit, daß sich Deutschland von seinen Anachronismen befreit."

Roger Köppel, Chefredakteur, in der "Welt" vom 23. Oktober


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