© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/04 12. November 2004

Frisch gepresst

Verschwörungen. "Cui bono?", wem nützt eine Begebenheit - diese von kritischen Zeitgenossen und Verschwörungstheoretikern gern geäußerte Frage ist im von Ronald Thoden herausgegebenen Werk über den 11. September 2001 als latentes Hintergrundrauschen spürbar. So geben die Aufsätze teilweise prominenter Autoren wie Noam Chomsky oder Nafeez M. Ahmed Interpretationen der Hintergründe und Folgen des Anschlages von New York, der als "moralisierender Faktor eine moralische und ideologische Rechtfertigung der Interventionen schuf". Und in der Tat erscheinen viele innen- und außenpolitischen Schritte der US-Regierung erst durch den "Kampf gegen den Terror" durchführbar geworden, wie die geostrategische Ausdehnung des US-Machtbereichs und die Beschneidung von Bürgerrechten durch den "Patriot Act" in den Vereinigten Staaten. Zudem sei diese Entwicklung von einer "neuen Qualität an Nichtwissenwollen oder Selbstverleugnung" der Medien sekundiert worden (Terror und Staat. Der 11. September - Hintergründe und Folgen: Geostrategie, Terror, Geheimdienste, Medien, Kriege, Folter. Kai Homilius Verlag, Berlin 2004, 334 Seiten, gebunden, 18 Euro).

Wie denkt George W. Bush? Im Kommunismus war es ein probates Mittel, politischen Abweichlern Verwirrtheit zu attestieren. Auch in der Berliner Republik wurde auf dieses Mittel des politischen Rufmordes schon zurückgegriffen, indem Verteidigungsminister Struck dem seine persönliche Meinung äußernden Kommandierenden der KSK-Truppe Günzel als "verwirrten General" abqualifizierte. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der US-Amerikaner Justin A. Frank beim Urteil über seinen Präsidenten. George W. Bush sei allerdings weniger "verwirrt" als ein bedenklich aggressiver Charakter, der zudem auch noch eine sadistische Veranlagung offenbare. Insgesamt sei Bush aufgrund seiner psychischen Verfassung für Führungsaufgaben ungeeignet. Therapierbar sei dieses Defizit auch nur bei der schwer vorstellbaren Einwilligung des Patienten. Interessant an dieser niederschmetternden und beängstigenden Einschätzung und im Unterschied zur politischen Schmähung äußert sich Frank allerdings als klinischer Professor für Psychiatrie des George Washington University Medical Center (Bush auf der Couch. Wie denkt und fühlt George W. Bush. Psychosozial-Verlag, Gießen 2004, 270 Seiten, gebunden, 24,90 Euro).


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