© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/04 19. November 2004

Frisch gepresst

DDR-Diplomat. Nahtlos in die grassierende DDR-Nostalgie-Welle reiht sich das Erinnerungsbuch des früheren Mitarbeiters im DDR-Außenministerium und langjährigen Botschafters Joachim Mitdank ein. Unter dem Titel "Berlin zwischen Ost und West - Erinnerungen eines Diplomaten" (Kai Homilius Verlag, Edition Zeitgeschichte, 337 Seiten, gebunden, 24,80 Euro) reflektiert Mitdank noch einmal die politische und moralische Überlegenheit der untergegangenen Diktatur gegenüber der kapitalistischen Klassengesellschaft. Die gleiche Diktion hat dann auch die präsentierte Geschichtsstunde: die sowjetische Blockade der Westbezirke Berlins von 1948 als notwendige "Abwehrmaßnahme" gegen die Amerikaner mit ihrem "weltweiten Stützpunktsystem zur Einkreisung der UdSSR". Oder daß der Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter "regelmäßig Devisen nach England und die Schweiz transferiert" hat. Der Mauerbau am 13. August 1961 ist Mitdank nur wenige dürre Worten wert; der Bedrohung der DDR durch "Agenten" und "Terroristen", die auch von westlicher Seite aus noch emsig "Anschläge" gegen die "Grenzsicherungsanlagen" verübten, widmet der Autor dagegen zahlreiche Seiten. Mit wenigen Änderungen hätte Mitdanks Buch in dieser Form auch in seinem eigentlichen geistigen Zuhause - dem "real existierenden Sozialismus" - erscheinen können.

Flugzeugträger. Ein wesentlicher Faktor der universellen Hand-lungsmöglichkeit der Weltmacht USA sind ihre auf allen Weltmeeren kreuzenden Flugzeugträger, die in kurzer Frist fast überall Präsenz sicherstellen können. In der Reihe "Schiffe, Menschen, Schicksale" ist jetzt eine Abhandlung über den einzigen Flugzeugträger der deutschen Kriegsmarine, die "Graf Zeppelin" (Rudolf Stade Verlag, Kiel 2004, 46 Seiten, 4,90 Euro), erschienen. Nach dem 1994 veröffentlichten Werk über das bereits weit fortgeschrittene Marine-Projekt des früheren DDR-Marineoffiziers Ulrich Israel hat nun Klaus Gröbig dem größten unvollendeten Kriegsschiff der Kriegsmarine einen größeren Beitrag gewidmet, in dem die konstruktiven Schwächen, die Einsatzmöglichkeiten, aber auch das Drama um die nicht erfolgte Fertigstellung beleuchtet werden. Die gleichfalls nicht fertiggebauten Modelle in Italien und Frankreich werden ebenso zum Vergleich herangezogen wie Versuche der kaiserlichen Marine, schon im Ersten Weltkrieg flugzeugtra-gende Schiffe in Dienst zu stellen.


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