© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/04 19. November 2004

Leserbriefe

Zu: "Die verbotene Trauer" von Thorsten Hinz, JF 47/04

Volk in Unwissenheit

Wenn die politische Führung unseres Staates den Mut hätte, sich an die Soldaten und Gefallenen der Weltkriege aktiv und würdig zu erinnern, wäre die Schändung und Verwahrlosung von Gedenkstätten eine Ausnahme, die mit rechtsstaatlichen Mitteln jederzeit zu beseitigen wäre. Aber der Fisch stinkt - wie so oft - vom Kopf her. Solange die Geschichte von der Alleinschuld Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Vordergrund steht, solange Reemtsmas in unserem Land freie Hand haben und Soldaten Mörder genannt werden dürfen, solange die große Mehrheit der Medien ihre Pflicht zur wahrheitsgetreuen Information über die Motive, das Kämpfen und Sterben deutscher Soldaten unterläßt, wird unser Volk in Unwissenheit gehalten.

Gerda Lorenz, Berlin

 

Schlimme Verwahrlosung

Niemand könnte uns verbieten, um unsere gefallenen Soldaten zu trauern, wenn wir es denn wollten. Und würden Bundespräsident, Kanzler und die Vorsitzenden von CDU und CSU mit uns trauern, könnten wir sie respektieren. Der Umgang mit Gedenkstätten und Ehrenmalen unserer Soldaten zeigt eine unglaubliche Verwahrlosung in unserem Land, die um so schlimmer ist, als sie weitgehend hingenommen wird.

Alois Buttler, Forchheim

 

 

Zu: "Wir müssen lernen, wieder eine normale Nation zu sein", Interview mit Egon Bahr, JF 46/04

Tiefe Skepsis

Bahr und die SPD sind noch einiges davon entfernt, mit dem Prinzip Nation im reinen zu sein. Natürlich ist dem Realisten Bahr klar, daß seit 1990 und seit der Weigerung Frankreichs und Großbritanniens, ihre Souveränität in die EU abzutreten, der Nationalstaat das Maß ist. Entscheidend ist jedoch, ob man bloß etwas akzeptiert oder wie Kurt Schumacher, der SPD-Patriot, es entschieden vertritt. Es bleibt tiefe Skepsis, wenn maßgebliche SPD-ler eine zentrale Gedenkstätte für die ganz überwiegend deutschen Opfer der größten ethnischen Säuberung der Geschichte - bekannt als Flucht und Vertreibung 1945 ff. - verhindern oder wenn sie den 3. Oktober als Nationalfeiertag abschaffen wollen.

In den Zeiten des Kalten Krieges galt die deutsche Nation der SPD wenig. Freiheit und Demokratie für das östliche Europa als friedensgefährdend. Kritiker wurden als Kalte Krieger und als Rechtsaußen verfemt. Als Deutschland sich neu konstituierte, als Europa erwachte, verharrte die SPD bis fast zuletzt in Abwehr und Mißtrauen. Aktuelles müßte die SPD korrigieren, Historisches entschieden aufarbeiten, um national zu überzeugen. Entsprechendes gilt auch für die widerlegten Europaschwärmer der anderen Parteien.

Wenn die Deutschen mit sich ins reine kommen, wenn endlich ein reales Geschichtsbild/Selbstverständnis der Deutschen als Mitläufer, Täter und Opfer, wenn überhaupt die ganze Nationalgeschichte seit Beginn des 19. Jahrhunderts zu Ehren kommt, wenn dann Normalität herrscht, dann wird dies ungeahnte Energien zu Überwindung der aktuellen Krise mobilisieren - auch zum Wohle Europas.

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

Wandeln und Annähern

Es gehört mittlerweile zu den Mythen der Bundesrepublik, daß erst die Achtundsechziger den verknöcherten Adenauer-Staat weg - und eine zivile, fortschrittliche offene Gesellschaft friedlich herbeidemonstriert hätten.

Der mit einem guten Gedächtnis geschlagene Bürger reibt sich verwundert die Augen und beginnt an seinem Erinnerungsvermögen zu zweifeln. Ebenso rankt sich eine Mythe um die Wiedervereinigung, daß so dezidierte Gegner wie Hans-Jochen Vogel, Walter Momper oder Willy Brandt und nicht zuletzt Egon Bahr dank medialer Hilfe Befürworter der Wiedervereinigung gewesen seien. Der von Bahr geprägte Leitsatz ließ offen, wer sich wem annähern und wer sich wandeln sollte. 

Heribert Schürmann, Homberg-Hülsa

 

"Was denn sonst"

Es irrt, wer glaubt, daß Egon Bahr zur Zeit der 89er Revolution ein glühender Verfechter der deutschen Einheit und Wiedervereinigung gewesen wäre. In Fernsehinterviews propagierte er damals vielmehr eine unabhängige sozialistische "DDR" mit menschlichem Atlitz. "Was denn sonst", so der Originalton von Herrn Bahr im ZDF vom November 1989 - so sehr seine jetzige Position zur Nation zu begrüßen ist.

Dr. Klaus-Jürgen Goldmann, Berlin

 

Wissen um Höhen und Tiefen

Es ist immer erfreulich, wenn auch sehr alte Herren noch dazuzulernen vermögen. Aber wie soll dieses Lernen funktionieren, werden doch unsere Medien noch weitgehend von der Political Correctness beherrscht und tragen die Schulen auch nichts zur Wahrheitsfindung bei?

Wir müßten lernen, daß Deutschlands Soldaten die besten der Welt waren und Wunder an Tapferkeit vollbrachten, daß ihre Leistungen und Tugenden nicht dadurch ausgemerzt werden, daß sie ohne ihr Wissen auch Zielen Hitlers dienten, die sie als Informierte nie geteilt hätten. Und auch sonst gäbe es viel zu lernen über die Opfer des Bombenterrors gegen die Zivilbevölkerung, des Einmarsches der alliierten Streitkräfte und der Vertreibungen. Ohne ein objektives Wissen um Höhen und Tiefen der eigenen Geschichte können wir keine "normale Nation" sein. 

Wolfgang Runge , Berlin

 

 

Zu den Sonderseiten "15 Jahre Mauerfall", JF 46/04

Verklärung der DDR

Viele von uns haben in den vergangenen Tagen im Fernsehen noch einmal die Bilder vom Mauerfall am 9. November 1989 gesehen. Mir persönlich gingen die bewegenden Aufnahmen von damals, als die ersten DDR-Bürger mit ihren Trabis nach West-Berlin fuhren und von den "Wessis" mit Jubel empfangen wurden, sehr nahe. Um so nachdenklicher hat mich eine Studie der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Bonner Medienforschungsinstituts "Medien Tenor" gemacht, die 15 Jahre nach dem Mauerfall untersuchten, wie die deutschen Medien über den Prozeß der deutschen Einheit berichtet haben und berichten. Das alarmierende: Die Berichterstattung über die DDR-Vergangenheit hat sich in den 15 Jahren geradezu halbiert - Tendenz negativ. Kein Wunder also, daß schon jeder dritte Deutsche nichts mehr mit dem Datum "9. November 1989" anfangen kann.

Die Folge: In punkto "deutsche Vergangenheitsbewältigung" wird inzwischen mit zweierlei Maß gemessen. Erinnern wir Deutsche uns - zu Recht - immer wieder an die schrecklichen Verbrechen der Nazi-Herrschaft, so wird die DDR inzwischen im nachhinein verklärt und Protagonisten des früheren menschenverachtenden Regimes in den Talkshows unserer Medien herumgereicht.

Eine gefährliche Asymmetrie in der Berichterstattung ...

Stefan Herre, Köln per E-Post

 

 

Zur Meldung "Köhler für Tag der Einheit als Feiertag", JF 46/04

Bezahlter Frei-Tag

Wir hatten bzw. haben einen bezahlten Feiertag, den 3. Oktober. Aber einen Nationalfeiertag, wie ihn z.B. die Franzosen, Schweizer oder Amerikaner feiern, den hatten wir nicht. In keinem Land der Welt wird ein Nationalfeiertag so "lieblos" gefeiert wie bei uns.

Wenn bei uns am 3. Oktober kaum Fahnen zu sehen sind, wenn in den Städten und Dörfern keine Feuerwehr- oder sonstigen Kapellen das Deutschlandlied spielen, wenn kein Bürgermeister auf öffentlichen Plätzen diesen Tag würdigen, warum dann einen "Nationalfeiertag"? Das ist letztlich die logische Konsequenz daraus, daß es bei uns "politisch nicht korrekt" ist, sein Vaterland zu lieben und zu ehren. Deshalb ist es durchaus richtig, diesen bezahlten "Frei-Tag" abzuschaffen. An den Fall der Mauer kann auch an einem Oktober-Sonntag gedacht werden.

Fritz Blattmann, Landau

 

 

Zu: "Englischunterricht schon im Kindergarten?", Pro und Contra, JF 46/04

Pädagogischer Unfug

Daß Kinder, die in ihrer Muttersprache noch nicht gefestigt sind, eine Fremdsprache bereits im frühen Kindesalter lernen sollen, ist pädagogischer Unfug. So zeigen auch Begleitstudien zweisprachiger Schulen im Elsaß, daß mit der frühen Zweisprachigkeit Lernrückstände und Rechtschreibschwäche verbunden sind. Auch die etwa 720.000 türkischen Grundschüler, die ja auch zweisprachig aufwachsen, fallen gegenüber deutschen Kindern gleicher sozialer Schicht durch erhebliche Leistungsrückstände auf.

Zweisprachigkeit ist also nicht der berühmte "Nürnberger Trichter". Natürlich haben auch deutsche Erstkläßler etwa zu einem Drittel erhebliche Probleme mit ihrer Muttersprache. Ihnen nun auch noch eine Fremdsprache zuzumuten, ist unverantwortlich. Aber damit noch nicht genug. Damit die Schüler besser Englisch lernen, soll nun auch noch der übrige Unterricht ganz oder wenigstens teilweise in der Fremdsprache stattfinden. Das werden nicht einmal muttersprachliche Englischlehrer schaffen - abgesehen davon, daß es diese in ausreichender Zahl gar nicht gibt.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: "Irrsinn mit Methode" von Kurt Zach, JF 45/04

Politdame mit Professorentitel

Was kostet uns die Süssmuth-Kommission? Diese Frage stellte ich mir, als ich die Empfehlung dieser Kommission las. Irrsinn auch deswegen, einer Kommission, die Einwanderung begutachten soll, mit Frau Süssmuth einen ideologischen Kopf aufzusetzen, der hochgradig an unserem jetzigen Dilemma beteiligt ist.

Angesichts der Massenarbeitslosigkeit in unserem Lande weitere 25.000 Ausländer für Gesundheits- und Ingenieurwesen sowie für Finanzdienstleistungen ins Land zu holen, so wie es die Politdame mit dem Professorentitel vorschlägt, ist totaler Schwachsinn.

Hat die Kommission denn nicht überlegt, diese 25.000 Personen dem Heer der Arbeitslosen zu entnehmen? Unter "den" Millionen dürften mit Leichtigkeit 25.000 zu finden sein, die diese Arbeiten verrichten können.

Friedrich Kurreck, Offenbach/Main

 

 

Zu: "Großangriff auf die Familie" von Josef Hämmerling, JF 46/04

Neurotische Fehlentwicklung

Bei allem Für und Wider der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften bleibt die Frage offen, wie Homosexualität einzuordnen ist, nicht gesellschaftlich, sondern medizinisch-biologisch. Eine Frage, die bewußt zurückgehalten wird und unerwünscht ist.

Der holländische Psychiater Gerard J.M. van den Aardweg hat mit seinem Buch "Das Drama des gewöhnlichen Homosexuellen, Analyse und Therapie" den Nachweis geführt, daß Homosexualität nicht angeboren und genetisch determiniert ist. Sie gehört als etwas psychisch Krankhaftes in den Bereich der neurotischen Erkrankungen. Die Homosexualität ist danach eine Gefühlsstörung auf der Basis einer neurotischen Fehlentwicklung. Da die Problematik der Entstehung homosexueller Fehlveranlagung nicht in einer hormonellen Fehlsteuerung, sondern im psycho-sozialen Bereich liegt, hält van den Aardweg eine Heilung zwar für schwierig, aber - wie es ihm Erfolge in der eigenen Praxis bestätigt haben - dennoch für möglich.

In diesem Sinne ist es mehr als gewissenlos, Homo-Partnerschaften ein Adoptionsrecht zuzugestehen. Als Sozialarbeiterin weiß ich aus Erfahrung, daß Kinder und Jugendliche oft für ihr ganzes Leben traumatisiert werden, wenn auch nur ein Elternteil von der Norm stark abweichende psychische Verhaltensweisen aufzeigt. Jedes Kind muß das Recht und die Chance erhalten, durch Erziehung und Vorbild ein normales Verhältnis zum anderen Geschlecht zu entwickeln.

Dies sollten sich alle vor Augen halten, denen es mit ihrer Forderung nach Homo-Ehen lediglich um die Durchsetzung ihres ideologisch (extrem liberalistisch und feministisch) geprägten Weltbildes geht.

Marion Gotthardt, Freiburg/Br

 

 

Zur Meldung "Kohl kritisiert Fehlen des Gottesbezuges", JF 46/04

Gottesbezug

Ob Herr Kohl als Regierungschef auf den Gottesbezug in der EU-Verfassung siegreich bestanden hätte, darf schon bezweifelt werden.

Daß Herr Buttiglione für eine Äußerung von Selbstverständlichkeiten angegriffen wird, ist leider vor allem dann möglich, wenn sie unter die "Political Correctnes" fallen könnten. Zu diesem Zustand hat Helmut Kohl als früherer Bundeskanzler jedoch selbst beigetragen. Auf seine versprochene "geistig-moralische Wende" warten wir noch heute.

Hans Demmeler, Memmingen

 

 

Zu: "Pure Angst" von Jerker Spits, JF 46/04

Konsequenz aus Multikulti

Mein jüngster Bruder wurde mit 20 Jahren in Usbekistan von einem Moslem überfahren, der zuvor schon einen Russen getötet hatte. Das Schicksal von van Gogh ist die logische Konsequenz der seit Jahrzehnten in Holland praktizierten Multikulti-Utopie, und Deutschland bildet keine Ausnahme. Schon vor Jahren warnte Helmut Schmidt: "Wir haben zu viele Ausländer aufgenommen, das mußte nicht sein." Späte Einsicht, Herr Altbundeskanzler.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Urteil schafft Präzedenzfall" von Peter Freitag, JF 47/04

Willige Vollstrecker?

Mit großer Empörung habe ich Martin Hohmanns Parteiausschluß zur Kenntnis genommen. Ich bin entsetzt über die CDU, die ich viele Jahre gewählt habe und die ich nun nicht mehr wählen kann. Sind diese CDU-Parteirichter - außer einem - nicht "willige Vollstrecker"?

Dagmar Bludau, Mainz

 

Hohmann nicht widerlegt

Das abweichende Votum des mutigen CDU-Richters in der Causa Hohmann wurde in fast allen Medien totgeschwiegen. Hierzulande redet man gern von Zivilcourage, meint aber damit offenbar nur das Engagement gegen "Rechts", das überhaupt keinen Mut erfordert, da es allseits beklatscht und öffentlich bezuschußt wird. Hohmanns Angaben über den hohen Anteil von Juden in der Oktoberrevolution wurden in der Sache von niemandem widerlegt. Juden, die sich kritisch mit ihrer Geschichte befassen, schreiben offen über dieses "heiße Eisen". Dazu zählen Manes Sperber und Sonja Margolina.

Die selbsternannten Antifaschisten sollten wenigstens konsequent sein und den linksgerichteten Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel beim Wort nehmen. Dieser hat sich weitaus pauschaler über die Rolle von Juden in der Sowjetunion geäußert als Hohmann. In seinem Buch "Die Juden in der UdSSR" heißt es auf S. 122 wörtlich: "Die Gesamtheit der jüdischen Gemeinschaft sympathisierte mit der Revolution."

Felizitas Küble, Münster

 

 

Zu: "Die Show geht weiter" von Ronald Gläser, JF 47/04

Konservative Werte

Stattgefunden hat in den USA genau das, was sich viele Konservative wünschen. Bush verhindert die Homosexuellenehe, unterbindet zügellose Abtreibung und steht öffentlich zu seinem christlichen Glauben. Unbestritten gibt es Defizite in der amerikanischen Außenpolitik. Die Invasion im Irak war völkerrechtswidrig. Mit Feigheit und dummem Geschwätz wäre einer der größten Menschheitsverbrecher seit Stalin und Hitler jedoch nicht vertrieben worden.

Andreas Lehmann, Offenburg

 

Kulturkonservative Wende

Viele Äußerungen von Ministern, Regierungsberatern und neokonservativen Leitartiklern waren und sind oft schwer zu ertragen. Da fällt ein emotionales "Der muß weg!" nicht schwer.

Die jetzige US-Regierung hat national und international vorsichtige Schritte einer kulturkonservativen Wende unternommen. Es sei nur an Einschränkungen des Rechts auf Abtreibungen und die Streichung von Mitteln für internationale Organisationen, die Abtreibungen unterstützen, erinnert. Der neokonservative Einfluß macht sich vor allem außenpolitisch bemerkbar. Innenpolitisch haben die traditionellen Konservativen im Verbund mit der religiösen Rechten durchaus einen massiven Einfluß beibehalten, der nun gestärkt worden ist.

Stefan Leschniok, Münster


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