© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/04 03. Dezember 2004

UMWELT
Die Viren schlagen wieder zu
Alexander Barti

Kaum war der Erste Weltkrieg zu Ende und Millionen Op-fer zu beklagen, da rollte erneut eine Todeswelle auf die Menschen zu. Die Spanische Grippe forderte zwischen 1918 und 1920 bis zu 40 Millionen Opfer. Krankheitserreger gehören in die Ordnung der Natur. Allerdings hängt es von den Menschen ab, ob Kriege ausbrechen - oder wie sich Viren oder Bakterien entwickeln können: beispielsweise durch eine intensive Landwirtschaft. Wenn Millionen von Tieren zusammengepfercht leben müssen, dann finden Erreger viele Kombinationsmöglichkeiten - es entstehen in schneller Folge diverse "Familien", von denen einige auch dem Menschen gefährlich werden können. Die Vogelgrippe ist zum Beispiel so eine Krankheit.

Mehrere Millionen Geflügeltiere wurden in Thailand, Vietnam und China getötet, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Bislang wurde die Vogelgrippe zwar nur durch infiziertes Geflügel an Menschen übertragen. Experten befürchten aber, daß das Virus weiter mutieren und auch andere Tiere befallen könnte, die den Menschen dann kontaminieren. Deutlicher formuliert es Klaus Stohr, Grippefachmann der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Bangkok: "Es gibt keinen Zweifel, daß eine Pandemie ausbrechen wird. Selbst im optimistischsten Szenario gehen Schätzungen von zwei bis sieben Millionen Toten und Milliarden Erkrankten aus." Denn Grippe-Pandemien treten etwa alle 20 bis 30 Jahre auf, wenn ein Erreger mit einem dermaßen veränderten Erbgut auftritt, daß das menschliche Immunsystem keinen Schutz aufgrund früherer Infektionen bietet. Seit über 30 Jahren hat es keine Pandemie mehr gegeben, es wäre also mal wieder an der Zeit für ein derartiges Todesszenario.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen