© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/04 10. Dezember 2004

UMWELT
Besser spät als nie
Alexander Barti

Wir erinnern uns noch an den absurden Streit, ob Berlin Hauptstadt sein darf. Haarscharf - nur mit Hilfe der PDS - bekam Berlin 1991 den Zuschlag. Daraufhin begann das typische Hickhack mit halbherzigen Lösungen und faulen Kompromissen, etwa indem man Ministerien "teilweise" an die Spree verlegte. Der trotzige Rest blieb in Bonn - und produzierte durch Inneffektivität immense Kosten für die Steuerzahler. Denn letztlich mußte ja doch alles in einem Zentrum entschieden werden, und das war nun mal Reichstag & Co.

Verantwortungsvolle Beamten und Minister erkannten schnell, daß das so nicht weitergehen kann - und so setzte sich heimlich, still und leise der Umzug fort. Fünfzehn Jahre nach dem Mauerfall wird auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) von Bonn in die Berliner Kochstraße 27 ziehen. Bisher war die Bundesgeschäftsstelle des Umwelt- und Verbraucherverbandes in der Hauptstadt lediglich mit einer Außenstelle vertreten. Der VCD verspreche sich vom Umzug neben einer Stärkung der politischen Durchsetzungskraft auch Kosteneinsparungen und Effektivität, erklärte ein Sprecher des Verbandes. Die 36 Mitarbeiter könnten künftig auf eine gemeinsame Infrastruktur zugreifen und die räumliche Nähe zu Kooperationspartnern aus dem Umwelt- und Verbraucherbereich nutzen.

Das scheint aber lange gedauert zu haben, bis die Öko-Verkehrsplaner die "Wirkung" - muß heißen: Verschwendung - durch zwei weit voneinanderliegende Büros begriffen haben. Nun ja, besser spät als nie. Als wolle es der VCD gleich viel besser machen, startet mit dem Umzug die "Schlichtungsstelle Mobilität" als Vermittler in Streitfällen zwischen Fahrgästen und Verkehrsunternehmen.


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