© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/53 04 17./24. Dezember 2004

Meldungen

Senta Berger gibt zensierte CD frei

BELL/EIFEL. Die Schauspielerin Senta Berger hat den von ihr unterbundenen Vertrieb der Schallplatte "Letzte Briefe aus Stalingrad", der 10. Sinfonie des französischen Komponisten Aubert Lemeland (JF 18/03), aufgehoben. Mit dem Top Music Verlag einigte sie sich auf eine Freigabe unter der Bedingung, jede Platte mit einem Aufkleber zu versehen, der klarstellt, daß sich Berger von dem Werk distanziert. Im Herbst 2002 hatte Bundestagspräsident Thierse die Briefe, die das Werk vertont und die in der Einspielung von Berger vorgelesen werden, pauschal als "Nazi-Texte" verunglimpft und die vollständige Aufführung des Werkes zur Feierstunde des Voksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Volkstrauertag 2002 im Berliner Reichstag verhindert (JF 48/02). Für die Qualifizierung als "Nazi-Texte" fehlt laut Expertenmeinung (JF 19/03) zwar jede wissenschaftliche Grundlage. Dennoch fürchtete Berger um ihren Ruf und verbot ohne Rücksicht auf Verlag und Komponist den weiteren Vertrieb der Platte. (Bezug: Top Music, Grabenstraße 7, 56745 Bell, Tel: 0 26 52 / 52 71 44, Internet: www.top-music-verlag.de )

 

Rocco Buttiglione sieht Totalitarismus in der EU

MÜNCHEN. Der verhinderte christdemokratische EU-Kommissar Rocco Buttiglione ist in München von der Jugendorganisation der überparteilichen Europa-Union mit dem "Preis der Europäischen Jugend" ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt der ehemalige Leiter der ständigen Vertretung Bayerns bei der EU, Ministerialdirigent a.D. Hubertus Deßloch. Buttiglione war wegen seiner katholischen Glaubensüberzeugungen von einer Mehrheit aus Sozialisten, Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen im Europaparlament als EU-Kommissar abgelehnt worden (die JF berichtete mehrfach). Bei dem Festakt sagte Buttiglione, er beobachte in der Europäischen Union einen "schleichenden Totalitarismus". Das Dogma, daß es nur eine Wahrheit gebe, "die, daß es keine Wahrheit gibt", werde in der EU heute "inquisitorisch" durchgesetzt, erklärte Italiens Europaminister.

 

Robert Gernhardt erhielt Heine-Preis 2004

DÜSSELDORF. Der Schriftsteller, Lyriker und Karikaturist Robert Gernhardt hat am Montag den mit 25.000 Euro dotierten Heine-Preis 2004 der Stadt Düsseldorf erhalten. Der Mitbegründer des Satiremagazins Titanic begleite im Sinne Heinrich Heines als kritischer Beobachter, Dichter und Karikaturist seit Jahrzehnten die "deutschen Zustände", erklärte die Jury in ihrer Begründung. "Alles Hohle, alles Vordergründige gibt er der Lächerlichkeit preis." Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) würdigte den 1937 in Estland geborenen Preisträger als eine Art "literarischen Nachfahren" Heines. Mit seinen Schriftstellerei habe Gernhardt Einsichten in "verzwickte Lebensverhältnisse" ermöglicht sowie die "Unabhängigkeit von Vorurteilen" gefördert. In der Laudatio bezeichnete der Literaturwissenschaftler Michael Maar den Karikaturisten als "Rigorist der Wahrheit".

 

Sprach-Pranger

"Science For A Better Life"

Werbespruch der Leverkusener Firma Bayer AG


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