© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/05 07. Januar 2005

Von wegen Schwerkraft
Leckerbissen: "House of flying Daggers" von Zhang Yimou
Maria Ditze

In Ang Lees "Tiger & Dragon" (2000) legt ein alternder Schwertkämpfer seine Waffe in die Hände einer von ihm verehrten Frau, muß aber schließlich doch noch einmal zum Duell antreten, als das Schwert von der Schülerin seiner Erzfeindin, einer ungestümen Kriegerin, entwendet wird.

Zhang Yimou ("Hero"), einer der bekanntesten chinesischen Filmregisseure, beläßt in "House of flying Daggers" die fliegenden Messer gleich in den Händen der jungen Tänzerin Mei (Zhang Ziyi), die zwar blind ist, gleichwohl mit ihrem furiosen Kampfgeist die Männer reihenweise niederstreckt.

Sie steht unter Verdacht, ein Mitglied oder vielleicht sogar die Anführerin der Bande der "fliegenden Messer" zu sein, die im China des Jahres 859 vor Christus den unfähigen Kaiser und seine korrupten Beamten attackiert und nach Robin-Hood-Manier die Reichen überfällt, um die armen Bauern zu beschenken. Nun sollen die Geheimpolizisten Leo (Andy Lau) und Jin (Takeshi Kaneshiro) ihr endlich auf die Schliche kommen. Natürlich läuft die Sache nicht so glatt, wie sich das die beiden gedacht haben ...

Vor allem für Liebhaber von Martial-Arts-Streifen hat "House of flying Daggers" einiges zu bieten. Unglaublich choreographierte Kampfszenen und aufwendige Tricks, die von einer grandiosen Kamera (Zhao Xiaoding) eingefangen werden, eine opulente Ausstattung und eine Riege toller Schauspieler stellen sogar Ang Lees Meisterwerk "Tiger & Dragon" und Zhang Ziyis Action-Epos "Hero" in den Schatten.

Neben dem wahrhaft atemberaubenden Gefecht im Bambuswald, wo die Kämpfe gleichzeitig am Boden und in den Baumwipfeln stattfinden - ein Topos, der grundsätzlich zu den Stilmitteln der sogenannten Wuxia-Filme gehört -, den Schwertduellen und all den unerhörten visuellen Effekten geht es aber auch um eine romantische Liebesgeschichte, um Leidenschaft, Treue, Eifersucht und Intrigen.

In diesem Sinn ist Zhang Yimou ein faszinierender Martial-Arts-Film gelungen, der sich zu einem zeitlosen Abenteuerfilm verdichtet, jedoch zugleich die Tradition des asiatischen Melodrams unbekümmert hochhält und dabei wie alle großen Märchen von geradezu ungeheurer Leichtigkeit ist.


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