© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/05 07. Januar 2005

Meldungen

Geschichte der Einigung Europas

SEELZE. Die "Integrationsgeschichte" der EU "ist in den vergangenen zehn Jahren enorm expandiert und inzwischen nahezu so umfangreich und fragmentiert wie die politikwissenschaftliche EU-Forschung". Wolfram Kaisers kritische Bestandsaufnahme zur "Historiographie der europäischen Integration" (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 11/2004) versucht daher einen Pfad durch diesen Forschungsdschungel zu schlagen. Wichtigstes Resultat seiner Sichtung ist dabei der Befund, daß die jüngeren Zeithistoriker nicht mehr willens seien, sich für die "politische Legitimierung" des Brüsseler Integrationsprojekts vereinnahmen zu lassen. Das habe allerdings zur Folge, daß die EU-Kommission inzwischen weniger materielle Unterstützung gewährt als zwischen 1970 und 1995. 1975 hatte man sogar einen Lehrstuhl für Integrationsgeschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz eingerichtet und mit Walter Lipgens besetzt, einem "überzeugten Katholiken und CDU-Wähler", der seine Publikationen als wissenschaftliche Unterstützung seiner politischen Idole Adenauer und Kohl konzipierte und für den europäischen Bundesstaat warb, der endlich auch in westdeutschen Schulbüchern die Nationalgeschichte verdrängen sollte. Für Lipgens' Nachfolger erweist sich jedoch schon die Rekonstruktion der europäischen "Idee" als Motor der Einigung als schwierig. Denn kein europäisches Bewußtsein, sondern die von Lipgens ignorierten ökonomischen Interessen und transnationalen Lobby-Netzwerke bestimmten den Vereinigungsprozeß. Die Erforschung der materiellen und symbolischen Strategien zur Bildung einer europäischen Identität hingegen haben indes noch kaum begonnen, so daß vorerst die "Europäische Einigung" ein Randthema im nationalen Geschichtsunterricht bleibe.

 

Mehr Forscher als Fischer

KIEL. Auch die deutsch-deutsche Vereinigung der Fangflotten nach 1989 hat nicht verhindern können, daß Deutschland als Fischereination inzwischen Geschichte ist. Angesichts eines von Niederländern monopolisierten Fischmarkts, einer nicht mehr existenten Hochseefischerei und einer arg geschrumpften Kutterflotte behaupten die Deutschen aber immer noch einen Spitzenplatz in der Fischereiforschung. Es gäbe bereits mehr Wissenschaftler als Fischer, unkt man an der Küste. So feierte Anfang Dezember 2004 die Bundesforschungsanstalt für Fischerei (Hamburg) wieder einmal Richtfest. In Rostock wird für 7,5 Millionen Euro Ende 2005 ein Zweiginstitut bezugsfertig sein, das der "multidisziplinären Forschung" diene (Das Fischerblatt, 12/2004). Die an der Warnow geplanten Arbeiten seien ein Teil der internationalen Bemühungen zur "Bestandserfassung und nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischbestände" und würden Entscheidungshilfen für die Fischereipolitik des Bundes geben. Letztlich bildeten die Rostocker Forschungen die Grundlage für den politischen Prozeß, aus dem sich schließlich die nationalen Quoten für die Fischer ergeben. Der deutsche wissenschaftliche Perfektionismus bei der Bestandssicherung dürfte zumindest für den Ostseebereich aber so lange der "Nachhaltigkeit" entraten, wie etwa die polnische Fischereipolitik noch der alten "Tonnenideologie" anhängt.

 

Erste Sätze

Ältere Stadtpläne Berlins zeigen oft auf breiter Umrahmung eine Folge kleinerer Ansichten, auf denen interessante Baulichkeiten, Kirchen, königliche Gebäude u. a. dargestellt sind.

Hans Mackowsky: Häuser und Menschen im alten Berlin, Berlin 1923


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen