© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/05 14. Januar 2005

Frisch gepresst

Terror und Islam. Egal, ob in New York, Bali, Madrid, Tel Aviv oder in Bagdad - die dortigen Angriffe von Terroristen gegen "weiche Ziele" ähneln sich, das heißt unschuldige Zivilisten werden oft zu Opfern des Kampfes religiöser Fanatiker, der grundsätzlich eher politisch oder ideologisch motiviert ist. Peter Heine, Islamwissenschaftler und Direktor des Institutes für Asien- und Afrikawissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität, beleuchtet die Strukturen dieses Phänomens der Verschmelzung von Widerstand, Befreiungskampf und Aggression mit Vorstellungen aus dem islamischen Glauben. Heines Untersuchung stützt sich auf sein bereits 2001 vorgelegtes Werk, welches um Korrekturen ergänzt und bei Kapiteln über das Netzwerk al-Qaida vollständig revidiert wurde. Dabei zieht er sowohl die oft zitierte Radikalität des "Alten vom Berg" wie den im arabischen Raum bis heute fortwirkenden Kampf gegen den Kolonialismus heran. Für eine differenzierte Betrachtung des "islamistischen Terrorismus" bietet Heine eine gute Grundlage (Terror in Allahs Namen. Extremistische Kräfte im Islam. Herder Verlag, Freiburg 2004, 159 Seiten, Taschenbuch, 8,90 Euro).

Neokolonialismus. Anders als Heine geht der an verschiedenen deutschen Universitäten Lehrende Afghane Matin Baraki in seiner Analyse des "Kampffeldes Naher und Mittlerer Osten" heran (Distel Verlag, Heilbronn 2004, 119 Seiten, broschiert, 9,50 Euro). Das fast tausendjährige Bestreben des Westens seit Papst Urban II. um die Einflußzone nach Afrika und Asien sieht er durch das derzeitige kriegerisches Engagement des "Reiches des Bösen" - der USA - um die Ressourcen dieser Region fortgesetzt. Diese unterstellte "böse Absicht" untermauert Baraki mit einer Vielzahl von Fakten, die seine wütende These des "Neokolonialismus" zugegebenermaßen nur schwer widerlegen lassen.


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