© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/05 14. Januar 2005

Blick in die Medien
Perfekte Welle
Ronald Gläser

"Jetzt kommt sie langsam auf dich zu, das Wasser schlägt dir ins Gesicht. Du siehst dein Leben wie ein Film, du kannst nicht glauben, daß sie bricht. Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Laß dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach". Irgendwie fanden verschiedene Rundfunksender "Die Perfekte Welle" der Band Juli zuletzt unpassend und nahmen das aus dem letzten Sommer stammende Lied aus dem Programm. Nicht so das ZDF. Noch am Silvestertag wiederholte der Sender den Jahresrückblick 2004, der schon vor Weihnachten gesendet wurde und mit dem Abgang von Laurenz Meyer schloß. Gleich der erste Kurzbeitrag war mit "Die perfekte Welle" unterlegt. Wir wissen nicht, was schlimmer war: das Leid der Flutopfer in Asien oder die Menschen, deren täglich Brot das Leid anderer Leute ist. Gottlob hat in dieser schweren Stunde unser Bundeskanzler seine Chance gesehen und sich mal wieder als Krisenbewältiger betätigt. Er soll einen Wutanfall bekommen haben, als er hörte, daß die Amis der Krisenregion 350 Millionen Dollar zukommen lassen wollen. Also stockte die Bundesregierung die deutsche Hilfe auf 500 Millionen Euro auf. Kleinlich nannte Bundesschuldenminister Hans Eichel Kritiker dieses großkotzigen Umgangs mit unserem Geld. Aber der Trend kippt. Von Sat1 bis zum Spiegel - überall werden Zweifel an dieser Gönnerhaftigkeit laut. "Mit der Welle kam ein Traum, doch Träume gehen vorüber", heißt der erste Satz in "Die perfekte Welle". Alpträume auch.


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