© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/05 21. Januar 2005

Blick in die Medien
Sauberfrau
Ronald Gläser

Vor gut fünf Jahren distanzierte sich Angela Merkel von ihrem politischen Ziehvater Helmut Kohl. Stellvertretend für die Partei, in der sie damals Generalsekretärin war, stieß sie den CDU-Übervater am 22. Dezember 1999 in einem Zeitungsartikel vom Sockel. Für sie war diese persönliche Abrechnung in der FAZ der wahrscheinlich wichtigste Artikel ihres Lebens. Kurz darauf wurde sie CDU-Vorsitzende. Und es sah lange nach der letzten Bundestagswahl so aus, als wäre ihr Einzug ins Kanzleramt so sicher wie das Allah-u-akbar in der Moschee. Nicht zuletzt deshalb, weil sie den Spendensumpf der CDU trockengelegt hat. Sie tut so, als sei sie die Verkörperung der Tugendhaftigkeit. Ihre Internetseite ziert folgendes Leitmotiv: "Kann es eine Politik ohne Lüge geben? Meine Überzeugung ist ja. Nur eine Politik ohne Lüge kann die Zukunft in Angriff nehmen." Und ausgerechnet im Umfeld dieser Sauberfrau findet sich ein Abzocker neben dem anderen. Der Fall des Laurenz Meyer war kaum verdaut, da kam der neue Fall der Hildegard Müller. Diese Frau ist von der Dresdner Bank nicht gesponsert, sondern regelrecht erfunden worden. Egal, ob Müller, Meyer, Schulze - in der CDU scheinen viele nur aufs Abzocken eingestellt zu sein. Vielleicht schaut Angela deshalb so verkniffen aus der Wäsche. Letzte Woche kam eine Pressemitteilung von Volker Kauder, dem Meyer-Nachfolger: "Rot-Grün bleibt Koalition der Abzocker", lautet die Überschrift. Wir haben schallend gelacht. Junge, halt den Ball flach! 


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