© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/05 28. Januar 2005

Frisch gepresst

US-Imperialismus. Vor fünfzehn Jahren bereicherte der Terminus "Imperialismus" nur noch historische Seminare oder Phrasen aus der marxistisch-leninistischen Mottenkiste. Doch die Hoffnung auf eine glückliche und friedliche Zeit nach dem Zusammenbruch des Ostblocks trog, wie wir heute wissen. Insbesondere die USA haben über ihren Anspruch des "Weltpolizisten" hinaus eine expansive Außenpolitik zur Maxime erhoben, womit der Begriff Imperialismus wieder eine Zuordnung fand. Der Marburger Politikwissenschaftler Frank Deppe hat mit einer Studentenschar eine prägnante Übersicht der Imperialismus-Theorien und ihrer Anwendbarkeit auf gegenwärtige Verhältnisse geschrieben. Die in diesen Kontext aufgenommene Globalisierungskritik erfährt dabei eine stark "rötliche" Eintrübung, bei der die etwas undifferenzierte Kapitalismusskepsis (Großkapital und Neoliberalismus) sich wieder in marxistische Fahrwasser zu begeben scheint. Richtig arg in diese Richtung gehen aber erst die "antiimperialistischen" Lösungsansätze, die sogar überwunden geglaubte gesellschaftliche Periodisierungsformeln beschwören (Der neue Imperialismus. Distel Verlag, Heilbronn 2004, 155 Seiten, broschiert, 9,50 Euro).

Iran. Auf die Bemerkung seines CIA-Direktors George Tenet, daß al-Qaida zwar das Hauptquartier in Afghanistan habe, aber weltweit operiere und damit für die USA ein "sechzig-Länder-Problem" bestünde, entgegnete 2002 sein Präsident in John-Wayne-Manier: "Schießen wir sie der Reihe nach ab!" Diese Prophezeiung droht nun nach dem Zweistromland auch seinem östlichen Nachbarn - zumindest, wenn es nach den neokonservativen Falken ginge, die das Oval Office umkreisen. Das düstere Bild, das dort über den Iran entworfen wird, findet sich in dem Porträt der Islamexpertin Katajun Amirpur und ihres Adlatus Reinhard Witzke nicht unbedingt wieder. Doch auch die Autoren betonen, daß bei den siebzig Prozent der Bevölkerung, die unter dreißig sind und infolgedessen keine Erinnerung mehr an das Schah-Regime haben, sich auch die "Islamische Revolution" zum Auslaufmodell entwickelt. Daß dahinter eine Sehnsucht nach US-amerikanischer "Befreiung" steckt, daran dürfte die Lektüre ihres historischen und politischen Porträt aber doch so manchen Zweifel nähren (Schauplatz Iran. Ein Report. Verlag Herder Spektrum, Freiburg 2004, 157 Seiten, broschiert, 8,90 Euro).


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