© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/05 11. Februar 2005

In Hamburg zu Hause . . . in L.A. geehrt: M. Schmeling
Thorsten Thaler

Helmut Schmidt hat sie, Uwe Seeler auch, Siegfried Lenz ebenso: die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hamburg. Die drei sind die letzten noch lebenden Würdenträger auf der Liste von 30 Persönlichkeiten, die mit der höchsten Auszeichnung geehrt wurden, die die Freie und Hansestadt zu vergeben hat. Auffällig an dieser Liste ist jedoch vor allem eine Leerstelle, das Fehlen eines Namens: Max Schmeling.

Der am vergangenen Mittwoch im Alter von 99 Jahren verstorbene ehemalige Boxweltmeister im Schwergewicht war Ehrenbürger von Los Angeles (bereits seit 1958!) und Las Vegas sowie seinem Geburtsort Klein Luckow in der Uckermark - nicht aber seiner eigentlichen Heimatstadt Hamburg. Dort wuchs er auf und hatte nach dem Krieg seinen Lebensmittelpunkt. Im Hamburger Michel wird am 1. März auch die offizielle Trauerfeier für die Boxlegende stattfinden, in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust.

Der CDU-Politiker hatte Max Schmeling, der am 28. September dieses Jahres so gern seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hätte, einst einen "Glücksfall" für Hamburg genannt. Und noch sein Nachruf auf den Ausnahmesportler ist von Lokalpatriotismus durchdrungen: "Hamburg war Max Schmelings Heimat. Und Hamburg ist immer stolz auf ihn gewesen", erklärte Ole von Beust. Max Schmelings Erfolge im Boxsport seien unvergessen. "Er war der populärste deutsche Sportler aller Zeiten", so von Beust. "Und sein Ruhm verblaßte nicht: weil er so einzigartig war und doch so normal, weil er zu aufrecht war für jede Art von Verherrlichung und doch seinen Erfolg genoß, weil er ein 'hamburgischer Lausbub' war - wie er selbst einmal sagte - und zugleich ein Mann von Welt."

Warum aber hat die Stadt Hamburg Max Schmeling nicht zu ihrem Ehrenbürger gemacht oder eine Straße nach ihm benannt? Vor einigen Jahren soll ein Vorstoß aus der Union, Schmeling die Ehrenbürgerschaft zu verleihen, am Widerstand von Rot-Grün gescheitert sein. Doch auch der seit 2001 amtierende CDU-Bürgermeister Ole von Beust holte das Versäumte nicht nach. Angeblich, so heißt es zur Rechtfertigung der Unterlassungssünde, weil Schmeling nicht (mehr) wollte. Sollte der stets zurückhaltend und bescheiden auftretende Mann etwa lauthals "Hier!" rufen?

Die Aussichten, Max Schmeling wenigstens symbolisch postum zu ehren, dürften gering sein. Auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT erklärte eine Senatssprecherin am Montag, daß die Ehrenbürgerwürde nur an lebende Personen verliehen werde. Ob eine Straße nach ihm benannt werde, konnte die Sprecherin nicht sagen. Damit könne man sich jetzt wegen der Vorbereitungen für die Trauerfeier nicht beschäftigen. Bleibt abzuwarten, wie lange es danach dauert, bis es endlich eine Max-Schmeling-Straße in Hamburg gibt.


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