© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

PRO&CONTRA
Rauchverbot in Restaurants und Gaststätten?
Ernst-Günther Krause / Dirk Ellinger

Wer sich im Beisein anderer ungesund ernährt, eine gefährliche Sportart betreibt oder unnötigen Streß hat, schadet sich selbst. Wer jedoch im Beisein anderer raucht, schadet auch seinen Mitmenschen. Und genau darum geht es in der Gastronomie. Anständige Menschen rauchen nicht in Gegenwart anderer, unanständige müssen davon abgehalten werden.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, dem nur etwa ein Drittel der Gaststätten angehört und der eng mit der Tabakindustrie verbunden ist, baut auf Freiwilligkeit - entgegen den Interessen seiner Mitglieder. Denn die Gastwirte sind mit einer freiwilligen Umstellung schlichtweg überfordert. Die Werbekosten für die Verbreitung eines einzelnen neuen nichtraucherfreundlichen Angebotes sind nämlich enorm und in einer angespannten Situation (seit drei Jahren gehen die Umsätze rapide zurück) kaum zu tragen.

Zudem müßte erst einmal die Lust am rauchfreien Essen in der Gaststätte bei denen geweckt werden, die den Besuch einer Gaststätte schon seit ihrer Kindheit und Jugend wegen des Tabakgestanks abgeschrieben haben. Mit einer bundesweiten Regelung ließe sich diese Schwelle leichter abbauen.

Die Raucher werden in Zukunft immer weniger Geld in der Tasche haben und auch zahlenmäßig immer weniger werden. Deshalb gilt es, neue Kundenkreise zu erschließen. Das können nur jene Nichtraucher sein, die Gaststätten wegen der Gesundheitsgefährdung überhaupt nicht oder nur selten aufsuchen. Hier liegen die finanziellen Überlebenspotentiale. Das belegen die Daten aus Ländern mit gesetzlich geregeltem Nichtraucherschutz. Nirgendwo, ob in Irland, in Norwegen oder in den USA, hat ein für alle Gaststätten geltendes Rauchverbot (das auch die Bundesbürger mit großer Mehrheit wollen) zu Umsatzeinbußen geführt. Im Gegenteil: der Gastronomie geht es besser als zuvor.

 

Ernst-Günther Krause ist Vizepräsident der Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V.

 

 

Der Thüringer Hotel- und Gaststättenverband begrüßt das wachsende Gesundheitsbewußtsein der deutschen Bevölkerung und weiß um die erheblichen Gesundheitsschäden, die durch das Rauchen verursacht werden. Jedoch widersprechen wir mit Nachdruck einer vollständigen Nikotinsperre im Gastgewerbe durch entsprechenden Gesetzerlaß der Bundesregierung. Wir betrachten dies sowohl als Bevormundung der Bürger als auch als radikalen Eingriff in die Gewerbefreiheit. Rauchfreie Gasträume sind durchaus erstrebenswert und bestehen bereits in einer Vielzahl von Betrieben. Jedoch kann dies nur auf freiwilliger Basis, den Forderungen der Gäste entsprechend, und nicht unter Druck der Bundesregierung, vollzogen werden.

Für einen nachhaltigen Nichtraucherschutz wurde in unserer Branche bereits viel getan. Die Hoteliers und Gastronomen bieten seit Jahren Nichtraucherbereiche an. Auch besteht das Interesse, das Nichtraucherangebot in der speiseorientierten Gastronomie auszubauen. So befindet sich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband in Gesprächen mit dem Bundesregierung, um gemeinsam realistische Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Mit Abschluß einer bundesweiten Zielvereinbarung soll ein gesetzliches Rauchverbot wie z.B. in Italien verhindert werden. Denn nach aktuellen Erkenntnissen sind die Kollegen dort von teils massiven Umsatzrückgängen betroffen. Das Konsumklima steht in Deutschland auf Sparkurs. Eine Umfrage von forsa ergab, daß 65 Prozent der Befragten im Jahr 2005 am Restaurantbesuch sparen wollen. Mit dieser erschreckenden Zahl im Hintergrund wäre ein absolutes Rauchverbot, welches viele Gäste zusätzlich von der öffentlichen Geselligkeit fernhalten würde, undenkbar. Besonders betroffen von einem gesetzlichen Rauchverbot wäre eine Vielzahl der kleineren Restaurants und Schankbetriebe, und dies würde Tausende Arbeits- und Ausbildungsplätze kosten.

 

Dirk Ellinger ist Geschäftsführer des Thüringer Hotel- und Gaststättenverbandes e.V.


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