© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Aufgeschnappt
Die verpfiffeneWahl
Matthias Bäkermann

Nur 6.027 Zweitstimmen fehlten der Opposition gegenüber der Mehrheit von SPD und Grünen bei der Bundestagswahl 2002. Infolge des jetzt bemerkten Mißbrauchs ihrer Staatsbürgerschaft vieler "Neudeutscher" kommen Union und FDP Zweifel am regulären rot-grünen Wahlsieg.

Laut Auskunft der Parlamentarischen Staatssekretärin im Innenministerium, Ute Vogt (SPD), haben sich etwa 48.000 türkischstämmige Personen nach Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit wieder mit dem türkischen Paß versorgt und damit faktisch alle Rechte und Pflichten als Deutsche verwirkt - so auch die Wahlberechtigung. In einer Kleinen Anfrage vor dem Bundestag fordert die Opposition nun die Bundesregierung auf, die Größenordnung zu benennen, in der "Doppelstaatler" mit ihrer Teilnahme das Wahlergebnis 2002 beeinflußt haben. Denn - so führen Meinungsforschungsinstitute an - türkischstämmige Wähler stimmten etwa mit sechzig Prozent für die SPD und mit 17 Prozent für die Grünen. Ein Dilemma kündigt sich an, sollte dieses tatsächlich wahlentscheidend gewesen sein.

Und eine Analogie zum Schiedrichterskandal wird direkt sichtbar. Das Schicksal der Union ähnelt dem des HSV, der durch das verpfiffene Pokalspiel gegen Paderborn aus dem Wettbewerb flog. Daß auch der Union ein Millionenbeitrag und das Recht auf ein Länderspiel die verlorene Wahl versüßt, ist aber eher zweifelhaft.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen