© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Meldungen

Der Naturschutz im Norden vor der Wahl

BONN. Eine CDU-Regierung schuf 1973 die Voraussetzung dafür, daß Schleswig-Holstein unter den Bundesländern einen umweltpolitischen Spitzenplatz belegte. Daran erinnert Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (NABU) im Land zwischen den Meeren (Naturschutz heute, 2/2004). Es sei allerdings der 1988 in Kiel zur Macht gelangten SPD-, dann der rot-grün fortgeführten Regierung zu danken, wenn die einst von der CDU begründete "fortschrittliche" Tradition der Naturschutzpolitik bewahrt wurde. Denn der 2004 vorgelegte CDU-Entwurf für ein neues Naturschutzgesetz bleibe ganz im Sinne des Agrar-Lobbyisten Peter Harry Carstensen "weit hinter dem Ist-Zustand zurück". Der Stellenwert des Naturschutzes werde in dieser Gesetzesvorlage "massiv heruntergedrückt". Lediglich bei der Kritik an einer allzu großzügigen Nutzung der Offshore-Windenergie benutze die CDU auch Naturschutzargumente.

 

Historisierung der Wissensgesellschaft

GÖTTINGEN. Für eine "Historisierung der 'Wissensgesellschaft'" plädiert der Berliner Wissenschaftshistoriker Jakob Vogel (Geschichte und Gesellschaft, 4/2004). Vogels Kritik richtet sich vor allem gegen Nico Stehrs einflußreichen, aber "unhistorischen und statischen Wissenschaftsbegriff". Stehr kenne nur eine nach 1945 stetig wachsende "Erweiterung der sozialen Funktion des wissenschaftlichen Wissens". Daß Wissen aber auch schon vor 1945 eine wichtige Produktivkraft gewesen sein könnte, bekommt Stehr so wenig in den Blick wie etwa die aktuellen Auseinandersetzungen über die Biopolitik, wo sehr unterschiedliche Wissenschaftsvorstellungen von Biologen und Medizinern "um die Besetzung des Feldes der Genetik" kämpfen. Ebenso sei nur eine "Politikgeschichte des Wissens" imstande, die westliche Wissenschaftskultur des "Rationalismus" und ihr Selbstverständnis der "zivilisierten Gesellschaft" zu begreifen.

 

Neue Wege in der Polizeiseelsorge

GÖTTINGEN. Um "Chancen der Polizeiseelsorge für die Kirche" geht es der Stuttgarter Professorin Isolde Karle in einem Beitrag für das Organ der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (Wege zum Leben. Zeitschrift für Seelsorge und Beratung, heilendes und soziales Handeln, 1/2005). Den "Fall Daschner" wie die "Vorfälle von Bad Kleinen" streifend, glaubt Karle, daß die Kirche auch für Extremsituationen "aggressionsgeladenen" Polizistenverhaltens mit "biblischem Realismus" Wege aus diesen härtesten Frustrationserfahrungen weisen könne. Dafür müsse sie aber nicht weiter einer "oberflächlichen Gott-liebt-jeden-und-jede-Semantik" huldigen, die "unreflektiert jede Form von Gewaltandrohung als unchristlich" ablehne. Vielmehr müsse die Kirche sich stärker auf ihr "eigenes Gespür für die dunklen Mächte, für die Verwicklungen in zerrüttete soziale Dynamiken und heillose Prozesse" besinnen.


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