© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/05 25. Februar 2005

Aufgeschnappt
Ärgernisse ohne Zensur
Matthias Bäkermann

In vielen größeren deutschen Städten existieren sogenannte "Offene Kanäle". Diese "sollen die Medienkompetenz erhöhen", indem sie Radiobegeisterten oder Interessengruppen eine Verbreitungsmöglichkeit einräumen. Auch im mecklenburgischen Neubrandenburg bietet der "NB-Radiotreff 88,0" seit neun Jahren Programme wie "Seniorengrammophon", "Punk - zurück zum Krach", die "Rosa-Lila-Welle" für Homosexuelle oder das "Radio Sharky" für Cheerleader des lokalen American-Football-Clubs.

Dieses mediale Kaleidoskop ist allerdings durch den jüngsten Auftritt Alexander Klebers zum Politikum geworden. Das Mitglied der NPD-Vorfeldorganisation Junge Landsmannschaft Ostpreußen warb im "NB-Radiotreff 88,0" für den von ihm organisierten Gedenkmarsch in Dresden am 13. Februar.

Sofort wurde die Landesrundfunkzentrale aktiv, verbot den Verantwortlichen jede weitere Sendemöglichkeit und erstattete umgehend Anzeige wegen Volksverhetzung. Diese wies der zuständige Oberstaatsanwalt Rainer Moser am Montag zurück, da die beworbene Demonstration schließlich nicht illegal gewesen sei. Die PDS im Schweriner Landtag fordert nun - ganz im SED-Duktus - "klare Kontrollmechanismen" für den Lokalfunk. Sybille Ekat, Landeschefin des Journalisten-Verbandes, ist alarmiert: "Wer eine Vorzensur fordert, verkennt den arteigenen Charakter der Offenen Kanäle". 


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