© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Christa Meves
Die Prophetin
von Georg Alois Oblinger

Als Anfang der siebziger Jahre viele von der neuen Freiheit träumten, die die politische und die sexuelle Revolte ihnen versprachen, trat Christa Meves, die am 4. März ihren achtzigsten Geburtstag feiert, als Mahnerin auf. Die ehemalige Kinder- und Jugendpsychotherapeutin fand ihre Berufung darin, publizistisch tätig zu werden: Seit 1970 warnte sie so vor der sittlichen Verwahrlosung der jungen Generation. Sie sagte ein Ansteigen der Kriminalität und eine Zunahme psychischer Krankheiten voraus. Die Mutter zweier Töchter warnte vor der Zerstörung der Institution Familie und prognostizierte ein Ansteigen der Abtreibungszahlen, forderte Treue gegenüber Gott und der Bibel.

Bald schon avancierte sie zur Bestsellerautorin und wurde Mitherausgeberin des Rheinischen Merkur. Doch sie machte sich auch zahlreiche Feinde. Der politischen Linken war sie bald schon ein Dorn im Auge, da sie den Sozialismus und den Feminismus scharf angriff und für die Fehlentwicklung in unserer Gesellschaft verantwortlich machte. Sogar als "Neonazi" wurde sie beschimpft, obwohl sie klar bekannte: Sowohl 1933 als auch 1968 hat sich Deutschland von Gott abgewandt und jedes Mal mit katastrophalen Folgen; ein zerstörtes Land im ersten Fall, zerstörte Seelen im zweiten Fall.

Doch Propheten sind unbequem; das mußte Christa Meves immer deutlicher am eigenen Leib erfahren. Besonders in der evangelischen Kirche bekam sie immer stärkere Ablehnung zu spüren. Sie erkannte, wie hier die Religion nur allzuoft als Deckmantel benutzt wurde, um linkspolitische Ideen zu propagieren. Immer deutlicher wurde ihr, daß der Papst in seinen Verlautbarungen die zerstörerischen Entwicklungen in der Gesellschaft richtig erkannt und scharf gebrandmarkt hatte. Er war ihr die "Stimme der Wahrheit" und so trat die Protestantin 1987 in die katholische Kirche über. Damit stieß sie erst recht bei vielen Zeitgenossen auf Unverständnis. Mit prophetischem Eifer bekannte sie sich seitdem zum Papst, zur katholischen Sexualmoral, zur Marienverehrung und zum priesterlichen Zölibat.

Wie Verlage und Zeitungen zu ihr standen, hing immer mehr vom jeweiligen Verleger oder Chefredakteur ab. Waren ihre Beiträge in der Welt und in der Welt am Sonntag stets gern gesehen, so änderte sich dies bald nach dem Tod von Axel Springer 1985. Ähnliches erlebte sie bei Weltbild und beim Münchner Merkur. 1996 trennte sich sogar der Herder-Verlag von ihr, mit dem sie mehr als zwei Jahrzehnte erfolgreich zusammengearbeitet hatte.

Heute publiziert sie im Resch-Verlag und im dezidiert katholischen Christiana-Verlag in der Schweiz und hält immer noch zahlreiche Vorträge über den moralischen Verfall in unserem Land. Da keine Umkehr in Sicht ist, werden ihr wohl auch in den kommenden Jahren die Themen nicht ausgehen.

Lesen Sie über Christa Meves auch auf Seite 14 dieser Ausgabe.


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