© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Zeitschriftenkritik: pax et gaudium
Auf den Spuren der Apostel
Werner Olles

Das vierteljährlich mit einem Umfang von etwa 130 Seiten erscheinende Geschichtsmagazin pax et gaudium befaßt sich in seiner aktuellen Ausgabe mit dem Schwerpunktthema "Klosterleben im Mittelalter". Seit Umberto Ecos berühmtem Erfolgsbuch "Der Name der Rose" ist der Alltag der Mönche in den verschiedenen Orden wieder ins Blickfeld einer interessierten Öffentlichkeit geraten. Eine Reihe lesenswerter Beiträge beschäftigt sich daher mit den monastischen Bewegungen und Strömungen, die weit über Deutschland hinaus bis ins frühmittelalterliche Irland zahlreiche Spuren hinterlassen haben.

Das erste nachweisbare Kloster entstand um 370 in Aquileia, und zum Ende der Spätantike gab es sowohl Nonnen- als auch Mönchsklöster und sogar Doppelklöster, die oft Ziel abstruser Verdächtigungen und Verleumdungen waren. Das hohe theologische Niveau, das für die Spätantike, aber auch für das frühe Mittelalter galt, strahlte auf die Klöster aus, die dadurch zu Zentren der Gelehrsamkeit, des Glaubens und der Askese wurden. Auf dieser Grundlage entwickelten sich gerade die Klöster zu Bewahrern des umfangreichen literarischen Erbes der Antike. Hauptorte dieses neuen monastischen Verständnisses waren neben Italien und Gallien die angelsächsischen Königreiche und ganz besonders Irland.

In der Spätantike und im Frühmittelalter gab sich noch jedes Kloster seine eigenen Regeln, oder man nahm Statuten an, die den Gemeinschaften und Orden als vorbildlich galten. Mit Benedikt von Nursia, dem "Vater des europäischen Mönchstums" und Gründer des Benediktiner-Ordens war das Zeitalter der verschiedenen Klosterregeln jedoch endgültig vorbei. Die Einzelheiten im Ablauf des klösterlichen Lebens, soweit sie nicht von der "Regula Benedicti" abgedeckt wurden, wurden nun in den "Consuetudines" geregelt. Die neuen Orden, wie der Zisterzienserorden, der "Sacer Ordo Cisterciensis" erneuerten das benediktinische Gedankengut. Nicht nur das Gebet, sondern auch der eigenen Hände Arbeit sollten nach dem Motto "ora et labora" das Leben der Mönche prägen. Dabei waren übermäßiger Reichtum und Luxus selbstverständlich strengstens untersagt, und die klösterlichen Gebäudlichkeiten hatten sich durch schlichte Gestaltung auszuzeichnen. Im Vordergrund stand die Bescheidenheit und der Versuch, zum Vorbild der Urgemeinde zurückzukehren und somit auf den Spuren der Apostel zu wandeln.

Ein weiterer Beitrag über die Klostergründerin Hildegard von Bingen beschreibt sie als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters, die sogar Kontakte zu Papst Eugen III., dem Kreuzzugsprediger Bernhard von Clairvaux und zu Kaiser Friedrich Barbarossa unterhielt. Wegen ihrer bekannten natur- und heilkundlichen Schriften wird Hildegard, die von 1098 bis 1179 lebte, heute hauptsächlich mit einer Kräuterfrau assoziiert. Dabei gerät ihre wichtige theologische, kirchenpolitische und gesellschaftliche Bedeutung völlig aus dem Blickfeld. pax et gaudium würdigt das umfangreiche Lebenswerk dieser großen Visionärin und rückt damit ihre eigentliche Bedeutung in den Mittelpunkt. 

Ludwig Fischer Verlag. Severinusweg 2, 53894 Mechernich-Kommern. Einzelpreis 5,50 Euro, Jahresabo 18,40 Euro. Internet: www.spassangeschichte.de 


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