© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Frisch gepresst

Jugend im Krieg. Während der letzten Kriegsmonate wurden die Verluste in den zurückweichenden Kampfeinheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS mit immer jüngeren Rekruten "aufgefüllt". Am 5. März 1945 wurde sogar mit der Einberufung des Jahrgangs 1929 begonnen, der nach verkürzter Grundausbildung in die aktiven Verbände überstellt wurde. Karl Dürrschmidt war einer dieser Jungen vom letzten Aufgebot, der als Schüler einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (Napola) in Oberbayern noch im April 1945 zur Verteidigung in Bayern eingesetzt wurde. Die wenigen Wochen als "Soldat" werden dem 15jährigen nach dem Waffenstillstand zum Verhängnis, als er in seiner egerländischen Heimat von den dort mittlerweile einrückenden Tschechen in ein Internierungslager gebracht wird und dort bis zu seiner Flucht im Sommer 1946 nach Bayern der Willkür der tschechischen Bewacher und ihrer Folterungen und seelischen Demütigungen ausgeliefert ist (Mit 15 in den Krieg. Ein Napola-Schüler berichtet. Leopold Stocker Verlag, Graz 2004, 215 Seiten, gebunden, 19,90 Euro).

Die Front im Nacken. Der später als Hochschullehrer an der Hallenser "Martin-Luther-Universität" lehrende Hans-Joachim Liste mußte das Los der Millionen "Umsiedler" teilen, deren Neuanfang in der DDR einen späteren Rückblick auf Flucht und Vertreibung "aus Polen" verstellte. Erst jetzt bereitet der 1934 im niederschlesischen Lüben Geborene die mit seiner Familie durchlebte Odyssee literarisch auf, indem er den hektischen Aufbruch vor der im März 1945 in seine Heimat vordringenden Roten Armee in das bis in den April umkämpfte Ostsachsen beschreibt. Interessant sind Listes Schilderungen über das Flüchtlingsschicksal in der sowjetischen Besatzungszone bis 1947 (Unsere Flucht vor der Front. Vertreibung und Neuanfang. Militzke Verlag, Leipzig 2004, 319 Seiten, gebunden, 16,80 Euro).

Ermordet statt geflüchtet. Der Ostbrandenburger Rudi Kuke hat Zeitzeugenberichte aus seinem Heimatdorf Massin bei Landsberg an der Warthe zusammengetragen. Für viele der dort Ende Januar "befreiten" Bewohner erübrigte sich jede spätere Flucht durch das vorherige Mordbrennen der Sowjets. Ein Dokument des Schreckens aus einem der am härtesten getroffenen deutschen Landstriche (Nachts, als die Russen kamen... Projekte Verlag, Halle 2004, 175 Seiten, broschiert, 12,10 Euro).


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