© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/05 18. März 2005

Meldungen

Gerry Adams rechnet mit Auflösung der IRA

CINCINNATI. Der Chef der nordirischen Partei Sinn Fein, Gerry Adams, hat die Erwartung ausgesprochen, die Irish Republican Army (IRA) werde sich eines Tages auflösen. "Wir wollen, daß die IRA aufhört zu existieren. Ich glaube, wir werden eine Zeit ohne IRA erleben", sagte Adams vergangenen Samstag bei einem Empfang in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio vor knapp hundert amerikanischen Unterstützern der Partei. Sinn Fein war in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten, als bekannt wurde, daß die IRA trotz eines zugesagten Waffenstillstandes in die Ermordung eines Katholiken in Belfast verstrickt war. Zudem wird die militante Organisation beschuldigt, an einem Bankraub beteiligt gewesen zu sein, bei dem umgerechnet 38 Millionen Euro aus einer Belfaster Bank gestohlen wurden (JF 06/05). Zum ersten Mal seit 1995 darf Adams in diesem Jahr nicht an den Feierlichkeiten im Weißen Haus zum St. Patrick's Day, dem irischen Nationalfeiertag am 17. März, teilnehmen.

 

Verletzte bei Anschlägen auf Korsika

AJACCIO. Auf der Mittelmeerinsel Korsika ist es seit Mittwoch voriger Woche zu einer Reihe von Anschlägen gekommen. An diesem Tag hatte die radikale Korsische Befreiungsfront (FLNC-Union des combattants, FLNC-UC) ihren im November 2003 verkündeten Waffenstillstand aufgehoben. Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Verwaltungsgebäude im Zentrum von Ajaccio wurden in der Nacht zum Freitag fünf Menschen, darunter ein sechs Monate alter Säugling, verletzt. Bei den Opfern handelte es sich um Bewohner eines gegenüber liegenden Hauses, bei dem durch die Druckwelle die Fensterscheiben barsten. Zuvor waren Anschläge auf ein weiteres Behördengebäude sowie einen Polizeiposten und eine Einrichtung der Wasserbetriebe verübt worden. Verletzt wurde niemand, es entstand geringer Sachschaden. Am Donnerstag begann in Paris der Prozeß gegen den langjährigen korsischen Separatistenführer Charles Pieri. Der 54jährige gilt als Chef FLNC-UC. Er soll Geld erpreßt haben für seine Untergrundbewegung.

 

Prodi: Berlusconi bereitet Diktatur vor

ROM. Der italienische Oppositionsführer Romano Prodi hat der Regierung in Rom vorgeworfen, eine Diktatur errichten zu wollen. Das Regierungsbündnis von Ministerpräsident Silvio Berlusconi sei dabei, die Institutionen so zu verändern, daß "die Voraussetzungen für eine moderne und höchst gefährliche Diktatur der Mehrheit, wenn nicht sogar des Ministerpräsidenten selbst" geschaffen würden. Der Mailänder Zeitung Corriere della Sera sagte Prodi, bei den Medien seien Freiheit und Pluralismus mittlerweile nicht mehr gewährleistet. Die Regierung reagierte überrascht auf den scharfen Angriff. "Die Demokratie ist gesichert, und es ist keinerlei Diktatur in Sicht", sagte Vize-Ministerpräsident Marco Follini.

 

Mussolini von Wahl ausgeschlossen

ROM. Alessandra Mussolini, die Enkelin des italienischen Diktators Benito Mussolini, ist am Montag in den Hungerstreik getreten. Die 41jährige Parlamentarierin will damit gegen den Ausschluß von den am 3./4. April stattfindenden Regionalwahlen in der mittelitalienischen Region Latium protestieren. Ein italienisches Verwaltungsgericht hat entschieden, daß die von Mussolini 2003 gegründete rechtsgerichtete Partei "Soziale Alternative" ihre Wahlzulassung mit über 900 gefälschten Unterschriften angeblicher Anhänger erreicht habe. Mussolini bestreitet diese Vorwürfe heftig. Sie strebt bei der Wahl das Gouverneursamt in Lazio an. Ihre Kandidatur ist aber nicht möglich, sollte es bei dem Ausschluß ihrer Partei bleiben.


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