© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/05 18. März 2005

WIRTSCHAFT
Freier Markt für ältere Arbeitnehmer
Bernd-Thomas Ramb

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, hat eine geringere Entlohnung für ältere Arbeitnehmer gefordert. Weil die tarifliche Bezahlung mit zunehmendem Alter steigt, seien die älteren Arbeitssuchenden zu teuer, so daß sich ihre Chancen auf dem Stellenmarkt verschlechtern. Ältere Beschäftigte und Arbeitslose müßten bereit sein, einen niedrigeren Lohn zu akzeptieren, um ihren Arbeitsplatz zu behalten oder einen zu bekommen. Außerdem sollte nach Ansicht des DIW das Renteneintrittsalter erhöht werden, damit es sich für die Unternehmen und auch die Arbeitnehmer selbst lohnt, in die Qualifizierung der Älteren und eine altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung zu investieren.

Die prinzipiell richtige Forderung der Berliner Wirtschaftsforscher hat einen Pferdefuß. Der wirtschaftswürgende Tarifvertrag, der die Altenregelung zementiert, wäre aufzulösen. Dies wiederum bedarf einer massiven Entmachtung der Gewerkschaften - und der populistischen Politiker, die sich in telegenem Schutzgebaren vor die vermeintlich benachteiligten älteren Arbeitnehmer stellen. Daher wird wohl die theoretisch saubere Überlegung an der schmutzigen Realität scheitern.

Natürlich würden die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einem Beschäftigungsschub bei den älteren Arbeitslosen führen und vorzeitige Entlassungen verhindern. Vor allem aber könnte diese Entfesselung des Arbeitsmarktes die Gelegenheit für die älteren Arbeitnehmer eröffnen, den jüngeren zu beweisen, daß sie durchaus mithalten können. Die hohe Arbeitslosigkeit der Älteren liegt schließlich auch darin begründet, daß vielfach den Jüngeren unüberprüft und fälschlich eine höhere Produktivität unterstellt wird.


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