© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/05 18. März 2005

Primitives Spektakel
Horrorfilm: "Boogeyman"
Werner Olles

Lange nichts mehr von Stephen Kay und Sam Raimi gehört? 2001 inszenierte Kay den ziemlich uninspirierten Kriminalthriller "Get Carter - Die Wahrheit tut weh", und Raimi, der Produzent des "Boogeyman", ist Fans des Horrorgenres als Regisseur und Drehbuchautor der beiden "Tanz der Teufel"-Streifen aus den 1980er Jahren noch in zwiespältiger Erinnerung.

Immerhin begründete Raimi mit diesen unappetitlichen Filmen den seitdem in diesem Genre vorherrschenden Irrtum, daß eine möglichst naturalistische Darstellung drastischer, grauenhafter und ekelerregender Szenen bei den Zuschauern bereits Gruseln hervorruft. Allerdings waren Raimis Filme handwerklich routiniert gemacht, spielten genüßlich mit einer Vielzahl einschlägiger Zitate und verbreiteten zudem eine gewisse Art von makabrem Humor.

Von alledem ist Kays "Boogeyman" meilenweit entfernt. Weitgehend frei von beiläufig eingestreuten Scheußlichkeiten, blutigen Schockeffekten und wildem Splatter handelt der Regisseur sein Thema mit bekannten Klischees ab, die noch nicht einmal durch ein paar unbeabsichtigte Lächerlichkeiten erträglicher werden. Dabei gehört der "Boogeyman", der "schwarze Mann", neben Freddy Krueger, Michael Myers und Jason immerhin zu den ungekrönten Königen der amerikanischen Horrorfilm-Serien.

Doch die Geschichte des kleinen Tim, der Nacht für Nacht von furchtbaren Alpträumen heimgesucht wird, die ihn schließlich derart traumatisieren, daß er als Erwachsener immer noch unter schrecklichen Angstzuständen leidet, ist nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern wird auch noch völlig unglaubwürdig präsentiert. Tims Psychotherapeutin weiß schließlich keinen anderen Ausweg mehr, als ihn an den Ort des Schreckens zurückzuschicken, um sich hier seinen Ängsten zu stellen.

Tim (Barry Watson) verbringt also eine Nacht in dem verfallenen Haus und begegnet dort nicht nur seiner besten Kindheitsfreundin Kate (Emily Deschanel) und der kleinen Franny (Skye Mc Cole Bartusiak), die plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht, auch der "Boogeyman" stellt sich wieder ein und fordert ihn zu einem letzten Kampf auf ...

Möglicherweise hätte ein anderer Regisseur den "Boogeyman" mit leisem schleichendem Grauen zwischen Realität und Kindheitstrauma angereichert und makabre Schocks durch eine liebevolle Typenkomik abgemildert und ausbalanciert. Davon kann jedoch hier keine Rede sein. Klischees und Handlungsmuster des Horrorgenres werden als primitives Schaubudenspektakel interpretiert. Phantasielos inszeniert und miserabel gespielt, gehört "Boogeyman" damit zu den absoluten Niederungen des Genres.


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