© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/05 25. März 2005

CD: Schlager
Immerjung
Holger Stürenburg

Am 9. März 2005 feierte Katja Ebstein ihren 60. Geburtstag. Zu diesem Anlaß veröffentlichte die gebürtige Schlesierin nicht nur das nach ihrem Geburtsnamen „Witkiewicz“ benannte erste Popalbum seit acht Jahren, für das so bekannte Namen wie Xavier Naidoo, Manfred Maurenbrecher oder PE Werner zur Feder gegriffen haben, sondern stellte auch ihre frühere Plattenfirma BMG eine prallgefüllte Doppel-CD mit den größten Erfolgen der Allround-Künstlerin zusammen.

„Theater, Theater“ - so der Titel der insgesamt über 140minütigen Kompilation - beinhaltet sage und schreibe 40 Lieder, die Katja Ebstein zwischen 1968 und 1982 aufgenommen hat, als sie mit Unterbrechungen bei Ariola unter Vertrag stand. Diese Songs bestätigen auf jederzeit nachvollziehbare Weise eine Äußerung Ebsteins, der man ihre 60 Jahre wahrlich nicht ansieht: „Ich fühle mich weder als Liedersängerin, noch als Popsängerin, sondern ganz einfach als Sängerin.“ Katja Ebstein wollte niemals auf nur eine Stilrichtung reduziert bzw. fixiert werden, sondern brillierte statt dessen in einer Vielzahl unterschiedlichster Genres der Unterhaltungsmusik.

Da wären zunächst jene Lieder, die mit dem Grand Prix Eurovision de la Chanson in Zusammenhang stehen. Nach zwei dritten Plätzen mit dem Soul/Rock-Verschnitt „Wunder gibt es immer wieder“ (1970) und dem Gospel-Schlager „Diese Welt“ (1971) belegte sie 1980 mit dem von Ralph Siegel/Bernd Meinunger geschriebenen Chanson „Theater“ einen stolzen Rang zwei. Die flotte Melodie mit Ohrwurmcharakter geriet darüber hinaus zu einem Riesenerfolg in den deutschen Singlecharts, avancierte zu einem wichtigen Erkennungszeichen für Katja Ebstein und wurde auf der vorliegenden Doppel-CD zusätzlich zum Original auch in der raren englischsprachigen Einspielung „It’s Showtime“ berücksichtigt.

In den Anfangstagen ihrer Kariere nahm Katja Ebstein eine Menge Coverversionen mit deutschen Texten auf, darunter den ruhig-verträumten Cats-Hit „One Way Wind“ („Abendwind“), Bobby Darins swingend-hymnisches „A Simple Song of Freedom“, übersetzt zu „Ein kleines Lied vom Frieden“, Otis Reddings Verliererdrama „Dock of the Bay“ („Der Mann am Meer“), Simon & Garfunkels Folksong „I’m a Rock“ („Ich leb allein auf einer Insel“), Roberta Flacks Soulepos „Killing me softly with his Song“ („Das Lied meines Lebens“) oder Randy Newmans knisternde Bluesballade „I think it’s going to rain today“ („Hier bin ich nie zu Haus“).

Später setzte Katja Ebstein, unterstützt von Ralph Siegel und Bernd Meinunger, auf fetzige Discoklänge, poppig-rockige Melodien und anspruchsvollere Texte, oft nicht ohne ironisches Augenzwinkern. Aus dieser Periode, für die vor allem das Album „Glashaus“ (1980) steht, stammt etwa der witzige Rock’n’Roll „Dann heirat doch Dein Büro“, die Ballade „Abschied ist ein bißchen wie sterben“, die temporeichen Rock/Pop-Mixturen „Wann siehst Du mich schon weinen?“ bzw. „Ich bereue keinen Augenblick“ oder das plietsche Couplet „Ich bin ein Berliner Kind“.

Es folgte zur Jahreswende 1982/83 das melancholisch gehaltene Opus „Traumzeit“ - bis heute nicht auf CD erschienen und daher auf Plattenbörsen zu höchsten Preisen gehandelt. Daraus finden sich auf „Theater, Theater“ unter anderem deutsche Versionen von Dionne Warwicks „Heartbreaker“ („Fluchtwege”), Keith Marshalls „Only Crying“ („Nur noch weinen“) und Sammy Barbots Italo-Pop-Hit „Aria Di Casa“ („Leben“).

So bietet das Doppelalbum „Theater, Theater“ eine gelungene Werkschau mit einem repräsentativen Querschnitt des musikalischen Schaffens der scheinbar immerjungen Katja Ebstein.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen