© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/05 25. März 2005

Frisch gepresst

Deutsche Tabus. Gedanken, in die man als Autor geradezu selbstverliebt ist, weil sie einem so richtig und wahr und klug und weise vorkommen, kann man gar nicht oft genug formulieren. Das muß sich auch der Publizist Klaus Rainer Röhl beim Abfassen seines neuen Buches gesagt haben. Darin setzt er sich mit "Phrasen, Worthüllen und Begriffsschablonen" auseinander, "die hinterfragt werden sollten". So hat es der Verlag, in Ermangelung einer ordentlichen Einleitung des Autors, auf den Umschlag gedruckt. Der Bogen spannt sich von "Antisemitismus" über "Agenda 2010", "Mahnmale", "Merkelismus", "Migranten" bis "Zukunftstechnologien". Ebenso genüßlich wie vielfach treffend seziert der ehemalige Konkret-Herausgeber und 68er-Renegat Röhl, was ihm bei seiner Beobachtung des Politik- und Medienbetriebs hierzulande alles unter die Augen gekommen ist. Unerquicklich ist nur, daß er sich dabei allzu häufig selbst recycelt. So stammen etliche Einreden - zum Teil bis in die Formulierung hinein - aus früheren Büchern, etwa wenn er über die "Lebenslüge Antifaschismus" der 68er und den Marsch durch die Institutionen oder über den Feminismus und unsere "Amazonengesellschaft" räsoniert. Wen das nicht stört, der mag zu diesem Buch greifen (Deutsche Tabus. Ungefragte Antworten. Universitas Verlag, München 2004, 240 Seiten, gebunden, 16,90 Euro).

Plastinator. Hochstapler, Genie, Störenfried oder Monster? Zum 60. Geburtstags des Erfinders der Plastination, Gunther von Hagens, liegt eine biographisch angelegte Anekdotensammlung über das Leben und Wirken des umstrittenen Mediziners vor, herausgegeben von Angelina Whalley, seiner zweiten Ehefrau, und Franz Josef Wetz. Auf den Seiten mit Fotoalbencharakter kommen ein früheren Schulkamerad, ein DDR-Mitgefangener, ehemalige Unikollegen oder eine Ex-Plastinations-Schülerin, Verwandte und Freunde zu Wort. Im durchaus informativen Personenporträt sucht man bei dieser Autorenriege nach wesentlicher Kritik naturgemäß vergebens. Damit wird der Intention der Herausgeber, eine "Glückwunschkarte" zu kreieren, wahrhaft entsprochen (Der Grenzgänger. Begegnungen mit Gunther von Hagens. Arts & Sciences, Heidelberg 2005, 293 Seiten, gebunden, 19,90 Euro).

Religionsfragen. Wenig theologisch hinterfragt habe sich die Definition des "Juden Jesus" eingebürgert. Der jüngst verstorbene Pfarrer Manfred Adler, der seinen schmalen Band "Unserer lieben Frau von Guadelupe, der Schlan-genzertreterin" gewidmet hat, widerspricht dieser "blasphemischen" Auffassung hingegen entschieden: Die Person Jesus von Nazareth war weder gestern noch ist sie heute Jude, da Jesus keine menschliche, sondern "nur" eine göttliche Person ist. Die Wahrheit über Jesus Christus müsse schließlich getreu dem überlieferten Glauben der Kirche unerschrocken verkündet werden, vor allem gegen die atheistische "Gott ist tot"-Theologie mit ihren verfälschenden pseudochristlichen Aktivitäten (Der "Jude Jesus" und die Gottesfrage oder War Jesus Jude oder ist er Gott? Schuder Verlag, Traunstein 2004, 125 Seiten, broschiert, 7,80 Euro)


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen