© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/05 01. April 2005

UMWELT
Bitte nicht füttern!
Alexander Barti

Wildtiere durch den Winter zu füttern, gilt als edle Geste. Die Jägerzunft nutzt das Bild des "pflegenden und hegenden" Försters gerne, um die etwas anrüchig gewordene Berufssparte aufzupolieren. Doch was uns "menschlich" erscheint, muß nicht immer richtig sein, wie der Ökologische Jagdverein (ÖJV) unlängst an einem Beispiel feststellte.

Der ÖJV prangerte an, daß die Jagdbehörde des oberbayerischen Landkreises Miesbach unter Berufung auf das Jagdrecht mehrere Revierinhaber unter Androhung von Strafen und Zwangsvollstreckung dazu zwingen wollte, Rehe zu füttern. Doch nach dem aktuellen Kenntnisstand der Wildbiologie sei es weder nötig, noch überhaupt sinnvoll, Rehwild zu füttern, und auch die Kommentare zum Jagdgesetz legten einen strengen Maßstab an die Notwendigkeit zur Fütterung, so der ÖJV. Die Fachleute seien sich einig, daß vor allem die falsch betriebene Fütterung negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere und die Waldverjüngung haben kann. Anstatt Drohungen gegen Jäger auszusprechen, die nicht füttern, wäre es daher viel wichtiger, gegen die verbreitete mißbräuchliche Fütterung vorzugehen. Nicht nur im Landkreis Miesbach gebe es Reviere, die auch ohne jede Notzeit fast ganzjährig füttern - wahrscheinlich in der Hoffnung auf starke Böcke mit kräftigem "Kopfschmuck" für zahlungskräftige Freizeitjäger.

Neben der fachlichen Fehleinschätzungen vermutet der ÖJV "jagdideologische Gründe" als Motiv für die unberechtigten Drohungen gegen die fütterungsunwilligen Revierinhaber. Der Protest scheint nicht ungehört verhallt zu sein, denn inzwischen hieß es in dem betroffenen Landratsamt, die Fälle würden "derzeit nicht weiter verfolgt".


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