© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/05 01. April 2005

Meldungen

Mehr Verantwortung bei Globalisierung

REGENSBURG. Bischof Gerhard Ludwig Müller hat mehr soziales Engagement angemahnt. "Die Kirche muß missionarisch sein, sowohl in der Verkündigung des Evangeliums als auch in der Mitarbeit beim Aufbau einer gerechten, sozialen Gesellschaft", erklärte der Oberhirte des Bistums Regensburg letzte Woche in der Welt. "Wir können uns nicht raushalten, auch wenn wir nicht die Möglichkeit haben, ökonomisch unmittelbar einzuwirken", so Müller. Es gehe "um eine kritische Stimme gegenüber manchem unethischen Verhalten der wirtschaftlich Verantwortlichen, das zur Schließung von Betrieben und zur Arbeitslosigkeit hinführt und somit für viel seelisches und materielles Leid verantwortlich ist". Man könne die Globalisierung nicht bremsen, aber es sei "doch nicht so, daß alle negativen Erscheinungen auf objektive, eherne Gesetze der Globalisierung zurückgehen. Der Anteil an menschlicher Verantwortung seitens der Manager darf nicht außer acht gelassen werden. Globalisierung wird von Menschen vorangetrieben. Ihre ethischen und moralischen Grundsätze sind entscheidend für eine am Menschen orientierte Globalisierung."

 

Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft

BERLIN. Der Präsident des Sozialverbands VdK Deutschland, Walter Hirrlinger, hat vor ungehemmtem Sozialabbau gewarnt. "Eine soziale demokratische Gesellschaft, die sich widerstandslos dem Diktat einer Marktwirtschaft pur beugt, ist eine zutiefst arme Gesellschaft. Sie muß zu den Prinzipien einer sozialen Marktwirtschaft zurückkehren", erklärte der Ex-SPD-Minister letzte Woche. Die Politik werde weiter an Vertrauen verlieren, wenn die Bürger einseitig zur Kasse gebeten würden, diese Belastungen sich auf der anderen Seite aber weder in niedrigeren Krankenkassenbeiträgen noch Arbeitsplätzen widerspiegelten, meinte Hirrlinger. "Eine politische Vorfahrtsregel für die Arbeit, wie sie Bundespräsident Horst Köhler gefordert hat, darf nicht dazu führen, daß arbeitslose schwerbehinderte Menschen rein ökonomischen Interessen zum Opfer fallen", so Hirrlinger. Köhlers Vorschlag, die Kosten der sozialen Sicherung völlig vom Arbeitsverhältnis abzukoppeln, werfe weiterhin die Frage auf, wie die Lasten sozial verträglich verteilt würden. Nur noch die Hälfte aller Firmen beschäftige über 50jährige. Ältere oder behinderte Menschen hätten faktisch kaum mehr Chancen auf Arbeit.


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