© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/05 08. April 2005

Frisch gepresst

Haider. Vielen bundesdeutschen Beobachtern dürfte in den letzten Wochen die Fähigkeit abhanden gekommen sein, die Verhältnisse innerhalb der FPÖ zu deuten. Besonders die vielleicht nicht nur von Externen wahrgenommene Sprunghaftigkeit des früheren Bundesparteiobmanns und jetzigen Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider, läßt eine klare politische Richtung vermissen. Um dessen Gedanken besser nachzuvollziehen, könnte ein nun veröffentlichtes Interview Haiders vielleicht Aufschlüsse bieten - besonders wenn es mit einem seiner publizistischen "Erzfeinde" geführt wird wie mit dem News-Journalisten Alfred Worm, der sich mit dem FPÖ-Politiker mehr als siebzig Mal vor Gericht in den Haaren lag. So parlieren die Streithähne - leider für der alpenländischen Szene Unkundige wenig transparent - über Innen- und Parteipolitik, zanken über Nation, Reform und vor allem die österreichischen Medien und sind sich beim Thema Glauben und Europa-Politik nicht grün. Aufschlußreich ist dabei Haiders spürbare Distanz zu seiner politischen Heimatpartei. Einige Passagen erweisen sich aufgrund der derzeitigen Zuspitzung des Streits mit alten Weggefährten wie Andreas Mölzer schon als überholt (Ein Streitgespräch mit Jörg Haider. Carl Uebereuter Verlag, Wien 2005, 208 Seiten, gebunden, 19,95 Euro).

Schwangerschaft. Schon Nietzsche unterschied zwei Gründe im Streben nach Fortpflanzung: den Kinderwunsch aus Stärke und den aus Schwäche. Zwei Frauen - beides deutsche Wahlspanierinnen - verkörpern diese Pole aufs deutlichste und haben einen wahrhaft opulenten Foto- und Textband geschaffen, in dem sie ihre eigene und die Schwangerschaft dreier weiterer Frauen Wort und Bild werden lassen. Wenn auch das plakative Titelbild mit einer nackten Schwangeren, links einen Laptop, rechts ein Plastikfläschchen tragend, ganz uneinladend mit dem Zaunpfahl winkt und ein Klischee aktueller Debatten suggeriert, entfaltet der Inhalt einen mitreißenden Sog: Nicht der pragmatische Ratschlag, sondern weitgehend sinnliche Selbsterfahrung stehen im Vordergrund des großformatigen Buches. Wenn auch die recht hybriden Gedankenanteile der durch und durch widerwilligen Mutter-aus-Schwäche und Mitherausgeberin (die genervt dem Ticken der biologischen Uhr nachgibt) die Lese- und Schaufreude ärgerlich trüben: ein schön bebildertes, in dieser Form einzigartiges Buch, das Zeugungslust macht (Karen Sailer, Martina Czolgo-szewski: Schwangerschaft. Mythos und Wirklichkeit. Arun Verlag, Engerda 2005, 256 Seiten, broschiert, Abbildungen, 24,95 Euro).

Hohmann. Fritz Schenk, Initiator von "Kritische Solidarität mit Martin Hohmann" und langjähriger ZDF-Journalist, zeichnete in der ersten Auflage seines Buches den "Skandal" um den "umstrittenen" CDU-Politiker nach. Nun reicht er in der Neuauflage den die rechtpolitische Dimension aufzeigenden Text des "Sondervotums" des CDU-Parteitagsgerichtes nach und beschreibt Analogien zu den "Fällen" Jenninger, Walser oder Heitmann (Der Fall Hohmann ... und kein Ende. Universitas Verlag, München 2005, 318 Seiten, gebunden, 16,90 Euro)


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