© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/05 15. April 2005

Frisch gepresst

Deutsch-polnische Beziehung. Der EU-Beitritt Polens vor einem Jahr konnte nicht verhindern, daß "die Berechenbarkeit der Nachbarn an Oder und Neiße in den Augen des jeweils anderen in den letzten Jahren stark gelitten hat", wie Dieter Bingen, Leiter des Deutschen Polen-Instituts, im Vorwort des dort herausgegebenen Gemeinschaftswerkes deutscher und polnischer Wissenschaftler feststellt. So habe nicht nur die aktuelle Außen- und Sicherheitspolitik (Irak-Krieg) "Probleme sichtbar werden lassen", sondern auch "die unerwartete Rückkehr von Geschichtsdebatten" das Klima belastet. Gerade bei historischen Betrachtungen, so die Mitherausgeberin Anna Wolff-Poweska, sei die Kritik an der "häufigen Arroganz und Unwissenheit" bei den westlichen Nachbarn berechtigt. Allerdings hänge es auch von Polen ab, "ob Deutschland sich verändern wird und auf welche Art und Weise", ist Wolff-Poweska zuversichtlich. Daß es deutscherseits an gutem Willen nicht mangelt, beweisen dann die teilweise merkwürdigen historischen Betrachtungen im Aufsatzwerk, wobei man im Sinne der Völkerverständigung auch bereit ist, die absurdesten Kröten zu schlucken. So darf der Posener Soziologe Andrzej Sakson in seinem Aufsatz über "Königsberg - Krolewiec - Kaliningrad" in nationalistischer Manier eines Roman Dmowski über die Geschichte des Ermlandes und Masurens schwadronieren, wo "jahrhundertelang" eine Bevölkerung "polnischer Abstammung dominierte" (Nachbarn auf Distanz. Polen und Deutsche 1998 - 2004. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2005, 496 Seiten, broschiert, 29,80 Euro).

DDR-Renten. Haben Offiziere der Staatssicherheit oder der Volkspolizei und Hochschullehrer für Marxismus-Leninismus Anspruch auf die den Pensionen westdeutscher Beamter entsprechenden Zusatzrenten? Viele - insbesondere Opfer des Unrechtssystems - werden diese Frage mit moralischer Rechtfertigung klar verneinen. Doch in der von der "Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR" herausgegebenen Arbeit wird mit geltendem Recht der Sozialgesetzbücher und einem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts von 2004 argumentiert. Auch die Bundesregierung hat dieser Forderung nach Rentenerhöhung jüngst entsprochen (Wertneutralität des Rentenrechts. Strafrente in Deutschland? Kai Homilius Verlag. Berlin 2004, gebunden, 18 Euro).


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