© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/05 15. April 2005

Visa-Ausschuß: Fischers Fernsehtruppe
Schmierentheater
Frank Liebermann

Joseph Fischer ist angezählt. Dank seiner Visa-Affäre, eines Hunzinger-Vertrags und des Botschafteraufstands steht er zur Zeit unter Beschuß wie kein anderer Politiker. Jetzt soll dem angekratzten Ministerimage eine Liveübertragung aus dem Visa-Ausschuß helfen. Von der SPD stammt der Vorschlag der Übertragung. Die Grünen haben nichts dagegen. Und die FDP liebt Kameras sowieso.

Nachdem Rot-Grün bei der Vernehmung von Kriminalbeamten und Botschaftsmitarbeitern geblockt haben, entdecken sie plötzlich den mündigen Bürger. Das Kalkül ist klar. In einer öffentlichen Vernehmung dürfen nicht alle Informationen auf den Tisch. Eine sachgerechte Vernehmung ist daher sehr unwahrscheinlich. Aber auch das Lavieren der Union ist reine Taktik. Sie hat Angst vor den schauspielerischen Fähigkeiten des Außenministers.

Erstmals kam die Forderung nach Liveübertragungen auf, als Helmut Kohl im Schwarzgelduntersuchungsausschuß aussagen sollte. Nicht nur figürlich eifert Fischer inzwischen Kohl nach. Wenn er so weitermacht, schlägt er den Ex-Kanzler nicht nur im Aussitzen von Affären, sondern auch in der Anzahl.


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