© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/05 22. April 2005

Japan muß sich bekennen
von Nobuhiko Murata

Die Massendemonstrationen in China und Korea sind sichtbarer Ausdruck einer Antipathie gegenüber Japan in ganz Ostasien. Die japanische Regierung konnte bisher mit wirtschaftlichem Druck auf diese Länder diese Proteste zum Schweigen bringen. Doch Japan beging Massenmorde, kolonisierte die Völker von China über Korea bis Indien. Weit über zehn Millionen Asiaten starben durch diesen Invasionskrieg. Davon war bisher in keiner "Entschuldigung" die Rede. Und sowohl die nationalmasochistische Linke wie auch die anachronistischen Rechten argumentieren in puncto Wiedergutmachung nur materiell: Entschädigung und Entwicklungshilfe gegen Kredit- und Investitionsstopp.

Natürlich steht hinter den Protesten in Ostasien auch die Befürchtung, die mit Japans Absicht verbunden ist, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu bekommen. Damit hätte die Supermacht USA mit der unilateralistisch orientierten Bush-Regierung indirekt die Macht in der Uno ausgeweitet. Die USA stützen deshalb auch ihren "japanischen Schoßhund des texanischen Cowboys", Ministerpräsident Junichiro Koizumi, in diesem Bestreben und stellen ihm bereits die Würde eines "US-Ehrenbotschafters in Tokio" in Aussicht. Man kann deshalb die Haltung der anti-japanischen Demonstranten gut verstehen. Japanische Patrioten sollten sich der Tradition bewußt werden, nach welcher ihre Solidarität den Völkern Ostasiens gehören sollte. Dazu zählt natürlich auch das aufrichtige Bekenntnis zur asiatischen Geschichte.

 

Nobuhiko Murata ist japanischer Journalist und arbeitet in Berlin.


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